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Öffentlich-rechtliche Spitzengehälter Funkstille statt voller Transparenz

Bis zu 308.000 Euro pro Jahr: Sieben öffentlich-rechtliche Sender haben die Gehälter ihrer Intendanten verraten. Die Kollegen in Hessen und Bayern sowie bei MDR, ZDF und Deutschlandradio wollen lieber keine Zahlen nennen.
ARD-Vorsitzender Peter Boudgoust: Öffentlich-rechtliche Gehaltsrunde

ARD-Vorsitzender Peter Boudgoust: Öffentlich-rechtliche Gehaltsrunde

Foto: ddp

Berlin - Rund sieben Milliarden Euro nehmen die öffentlich-rechtlichen Sender jedes Jahr aus Gebühren ein - was davon als Gehalt bei den Intendanten landet, war bisher nicht öffentlich. Nur der Westdeutsche Rundfunk (WDR) ist seit kurzem gesetzlich dazu verpflichtet, die Bezüge seiner Führungsspitze anzugeben. Das hat er nun getan, und bis zum Wochenende haben sechs Anstalten nachgezogen.

Von vorne: Beim WDR bekommt Intendantin Monika Piel ein Jahresgehalt von 308.000 Euro - die erste Summe, die öffentlich wurde. Danach verriet der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) am Donnerstag freiwillig, dass seine Intendantin Dagmar Reim jährlich 220.000 Euro bekommt.

Die männlichen Kollegen legten nun an diesem Freitag nach. Peter Boudgoust, Intendant des Südwestrundfunks (SWR) und amtierender ARD-Vorsitzender, ließ über einen Sprecher sein jährliches Bruttogehalt von 273.000 Euro enthüllen. Darin seien alle Sach- und sonstigen Bezüge wie der steuerliche Vorteil des Dienstwagens enthalten. Das Jahresgehalt des Chefs des Saarländischen Rundfunks (SR), Fritz Raff, beläuft sich auf 210.000 Euro. Kollege Lutz Marmor vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) erhielt im Geschäftsjahr 2009 einschließlich einer Aufwandspauschale ein Jahresgehalt von 286.000 Euro - der Sender bestätigte einen Bericht der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Gehaltssummen sind nicht vergleichbar

Etwas mehr bekamen die beiden Chefs von Radio Bremen (RB) - allerdings zusammen: Auf 297.000 Euro summierten sich 2009 die Gehälter von Intendant und Programmdirektor, sagte ein Sprecher am Freitag und bestätigte einen Bericht des "Weser-Kuriers". Bis 1. August 2009 war Heinz Glässgen Intendant der kleinsten ARD-Anstalt, dann wurde er von Jan Metzger abgelöst. Programmdirektor ist Dirk Hansen. Radio Bremen ist den Angaben zufolge verpflichtet, die Gesamtbezüge seines Direktoriums anzugeben, nicht aber Einzelsummen.

Eine Rangliste lässt sich aus all diesen Angaben nicht so leicht erstellen, denn die genannten Gehaltssummen sind nicht vergleichbar. Piels 308.000 Euro zum Beispiel sind nur das Grundgehalt, dazu kamen 2009 eine Einmalzahlung von 23.000 Euro wegen 25-jähriger Betriebszugehörigkeit und Sachbezüge in Höhe von 21.000 - der geldwerte Vorteil für ihren Dienstwagen.

Fest steht nur, dass die Intendanten gut verdienen - Piel liegt deutlich vor Bundespräsident Christian Wulff, der jährlich ein Grundgehalt von 199.000 Euro bezieht (allerdings bis ans Lebensende, im Gegensatz zu Piel), und auch vor Kanzlerin Angela Merkel.

Noch höhere Bezüge bei Privatsendern

Keine Zahlen genannt haben bisher der Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), der Hessische Rundfunk (HR), der Bayerische Rundfunk (BR) und das Deutschlandradio. Interessant wäre vor allem der Betrag beim BR - denn dort fängt in diesen Tagen Merkels Ex-Regierungssprecher Ulrich Wilhelm an, der künftig womöglich mehr verdient als seine einstige Chefin.

Das ZDF gab bekannt, dass das Gehalt von Intendant Markus Schächter und seinen Kollegen nicht das Niveau der WDR-Spitzengehälter übersteigt - Zahlen nannte es nicht. Bei der Deutschen Welle (DW), dem Auslandssender der Bundesrepublik, bekommt Intendant Erik Bettermann laut einem "Welt"-Bericht 207.000 Euro Jahresgehalt. Die DW wird im Gegensatz zu den anderen Sendern überwiegend aus Bundesmitteln finanziert.

All diese Beträge sind jedoch klein gegenüber dem, was bei Privatsendern verdient wird. Laut Geschäftsbericht bekam ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling 2009 für zehn Monate rund 1,9 Millionen Euro, der dortige deutsche Fernsehvorstand Andreas Bartl etwas mehr als 900.000 Euro.

ore/dpa/ddp