Zum Inhalt springen

Love Parade Polizist soll verhängnisvollen Befehl gegeben haben

Bei der Love Parade im vergangenen Juli starben 21 Menschen - nun haben mehrere Ordner nach SPIEGEL-Informationen Vorwürfe gegen einen Polizisten erhoben. Der Beamte soll demnach die komplette Öffnung der Eingangsschleuse befohlen haben, mit fatalen Folgen.

Love-Parade-Katastrophe

Duisburg - Rund ein halbes Jahr nach der Duisburger mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten werden neue Vorwürfe gegen die Polizei laut. Mehrere Ordner, die an der westlichen Einlasskontrolle des Veranstaltungsgeländes im Einsatz waren, berichten übereinstimmend von einem möglicherweise verhängnisvollen Befehl eines leitenden Polizisten.

Der Beamte habe am Nachmittag des 24. Juli die komplette Öffnung der Eingangsschleuse befohlen, obwohl die Veranstaltungsleitung zuvor das genaue Gegenteil angeordnet hatte - nämlich deren Schließung, weil schon zu dieser Zeit eine Überfüllung des Party-Areals drohte.

"Unsere Einwände, dass es dadurch zu einem Stau im Eingangstunnel kommen wird, hat der Beamte nicht gelten lassen", sagt einer der Ordner, "wir mussten seiner Anweisung Folge leisten." Der Polizist habe den Kreuzungsbereich vor der Absperrung entlasten wollen. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich mehrere tausend Raver vor der Kontrollstelle gedrängt, Hunderte seien dann in den Tunnel geströmt.

Belastend für die Polizei könnten zudem weitere Schilderungen von Ordnern sein: Demnach ließen sich Beamte von den privaten Sicherheitskräften ein Werkzeug aushändigen, mit dem später die Zaunelemente einer Absperrung auseinandergeschraubt worden sein sollen. Offenbar ist dieses Beweisstück verschwunden. Der Sprecher des Innenministeriums erklärte, die Staatsanwaltschaft müsse prüfen, ob die Anordnung zur Schleusenöffnung tatsächlich erfolgt sei und "später zur Katastrophe beigetragen" habe.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und fahrlässigen Körperverletzung gegen 16 Beschuldigte: elf Angestellte der Stadt, vier Lopavent-Beschäftigte und einen leitenden Polizeibeamten.

Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE befinden sich unter den Beschuldigten der Duisburger Rechtsdezernent, der Stadtentwicklungsdezernent, die stellvertretende Leiterin des Ordnungsamts, der sogenannte Crowd-Manager des Veranstalters Lopavent sowie ein Leitender Polizeidirektor aus Duisburg.

wit