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Katzen- und Hundeverzehr«Katze schmeckt wie Kaninchen»

Die Rezepte zur Haustierzubereitung sind mannigfaltig, strafbar ist der Verzehr auch nicht. Bekennende Katzenliebhaber müssen aber über ein dickes Fell verfügen.

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Seit in Wohlen 20 Katzen vermisst werden, ist die Diskussion um Katzenfresser in der Schweiz neu entbrannt. Die Kommentarbox von 20 Minuten Online hat sich innert kürzester Zeit gefüllt. Da trug auch ein ironischer Beitrag in der «Aargauer Zeitung» nicht zur Beruhigung bei.

Dass in der Schweiz Katzen und Hunde auf dem Tisch landen, ist schon lange bekannt. Stéphanie P. bekannte sich 2008 gegenüber «Le Matin» offen als Katzengourmet. «Es ist sehr zartes Fleisch. Ich sage immer, es schmeckt wie Kaninchen, aber es ist weniger fasrig.» Die Frau, die im Kanton Jura auf einem Bauernhof lebt, sagte damals weiter: «Die Katzen fühlen sich bei uns wohl, sie vermehren sich. Wenn es zu viele werden, muss mein Mann einige davon töten. Und die essen wir dann.»

Mit Messer und Gabel ausgestattete Tierliebhaber finden sich in der ganzen Schweiz. Im August desselben Jahres sagte der Appenzeller Bauer B.H. zu 20 Minuten: «Ich bin nicht der Einzige, der Hunde isst.» Rund einmal jährlich esse er zusammen mit Kollegen das geräucherte Hundefleisch. «Ich brauche die Hunde auf dem Hof. Taugen sie nichts, esse ich sie.»

An den kulinarischen Höhenflügen auf Schweizer Tellern hat sich laut Edith Zellweger seither nichts verändert. «Das ist immer noch ein Problem», sagt sie. Die engagierte Tierschützerin befasst sich seit Jahren mit der Thematik. Vor allem in ländlichen Gebieten der Schweiz sei der Verzehr von Haustieren nach wie vor gängig. Wie oft, das weiss niemand. Zahlen gibt es nicht. Die Schweiz gehört aber nach wie vor zu den wenigen Ländern auf der Welt, in denen der Verzehr von Hunden und Katzen nicht ausdrücklich verboten ist. Lediglich den Handel mit dem Fleisch untersagt das Gesetz. Auch der Verzehr mit Freunden ist nicht erlaubt. Trotzdem laufen Tierschützer bei solchen Meldungen regelmässig Sturm.

Wenn der Prinz mit dem Hund

Wie schnell die Wogen hochgehen, musste auch Prinz Henrik erfahren. 2006 äusserte sich der dänische Prinz, Ehemann von Königin Margrethe II., in einem Interview detailliert über den Geschmack von Hundefleisch. Es sei «recht trocken» und mit Kalbfleisch vergleichbar, erklärte der Prinz, der aus Frankreich stammt. Die dänischen Tierfreunde fanden das gar nicht lustig.

Gar kein Pardon kennen die italienischen Büsiliebhaber. Beppe Bigazzi konnte vor einem Jahr seinen kulinarischen Exkurs kaum zu Ende bringen, da stand er auch schon auf der Strasse. «Man wässert sie zuvor drei Tage im Bach, dann kriegen sie ein ganz zartes weisses Fleisch», sagte der redselige italienische Fernsehkoch in die TV-Kameras und ergänzte: «Ich kann versichern, es ist eine Delikatesse.» Bigazzi, damals 77 Jahre alt und zehn Jahre in der mittäglichen Livesendung tätig, wurde von seinem Arbeitgeber, dem Staatsfernsehen RAI, umgehend gefeuert. Denn er parlierte nicht etwa über die Zubereitung eines Hasenragouts sondern gab ein Katzenrezept zum Besten. Bei der RAI entlud sich darauf die Wut über die Aussagen Bigozzis, sämtliche Tierschutzverbände gingen auf die Palme und die Staatssekretärin zitierte sogar ein Gesetz aus dem Jahr 1991: Katzen seien «Tiere mit besonderer Gefühlszuneigung».

Da ist selbst Blatter machtlos

Gehässige Kommentare musste auch schon Fifa-König Sepp Blatter einstecken. Er outete sich aber nicht etwa als Haustierverzehrer, sondern wollte sich als gemässigter Tierschützer engagieren. Das war vor der WM 2002 in Japan und Südkorea. Wenigstens während der WM sollten die Gastgeber doch ihre Esssitten anpassen und auf den Verzehr von tierischen «Familienmitgliedern» verzichten, forderte der mächtige Walliser. Im Land der Morgenröte und Haustiergourmets kam die Botschaft schlecht an. Blatter wurde als «Kulturimperialist» beschimpft und der koreanische Restaurant-Verband schickte hinterher: «Es muss endlich Schluss sein damit, dass der Westen auch noch beim Essen die Regeln vorschreibt und uns als Barbaren verunglimpft.»

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