Die Häuser unserer Zeit

Hier bin ich gezeugt worden:

Das war meine Kinderkrippe:

Und hier habe ich mit meinen Eltern gewohnt:

Hier hatte ich einen Fahrradunfall, von dem ich bis heute eine Narbe habe:

Hier war der Zahnarzt, vor dem ich so viel Angst hatte:

Hier hatte ich Zeichenunterricht:

Und hier hat Olli gewohnt:

Und bei dem Bäcker sind wir beim Brötchenklauen erwischt worden:

In 20, 30 Jahren wird keine Sau mehr danach fragen, ob ein Privatunternehmen die StreetView Fotos gemacht hat, oder ein öffentliches Unternehmen. Wir werden nicht mehr fragen, ob wir uns von Fotos gestört oder belästigt fühlten und warum.

Wir werden uns nur noch Fragen, warum wir so ein gigantisches Stück Zeugnis einer Zeit, unserer Zeit so leichtsinnig zerfleddert und zerstört haben. Und werden über jedes Dokument glücklich sein, das noch existiert.

Disclaimer: nicht alle Häuser meiner Kindheit sind verpixelt, zum Teil habe ich auch in Russland gelebt, wo es StreetView leider noch gar nicht gibt. Die Screenshots sind also teilweise nicht an orignal Schauplätzen entstanden.

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44 Kommentare

  1. @thilo: Die Häuser von heute sind ein für alle mal weg, weil Google ja die Originale vernichtet hat. Ich bezweifle, dass sich da viel fixen lässt.

  2. Ich frage mich eh was passiert wenn der der Einspruch erhoben hat stirbt oder umzieht.

    Das sooo doof. Habe schon angefangen die Häuser Nachbarn zu fotografieren und hochzuladen. man weiß ja nie

  3. Ah ja,

    Streetview gibt es momentan in 20 Städten glaube ich. Was macht nur der Rest Deutschlands wenn er sich an Häuser erinnern möchte? Ach, ja! Er geht raus und macht ein Foto, genau so wie die letzten 100 Jahre auch. Du willst mir doch jetzt nicht erzählen das du auf die Bilder von SV angewiesen bist weil du es sonst nicht hin bekommst Deine Erinnerungen bildlich festzuhalten. Wenn aber doch, tut mir das sehr leid für Dich, ich bin allerdings auch froh das du in der heutigen Zeit lebst. Ein paar Jahrzehnte früher hatte nicht mal jeder eine Kamera. Aber das haben die meisten Leute auch überlebt.

    Das Argument zählt nicht.

  4. @Dominic: Über das Argument „das braucht man nicht, dass hatte vor hundert Jahren auch nicht“ bin ich erst bereit zu diskutieren, sobald du dein Telefon weggeworfen, deinen Fernseher aus dem Fenster geschmissen, deinen Strom & Heizung abgestellt und jede Form von moderner medizinischer Versorgung verweigert hast. Weil: hatte vor 100 Jahren auch niemand, haben sie auch überlebt. Teilweise.

  5. Nein, nein, nein Leute. Ihr versteht mich da etwas falsch. Ihr wollt mir Google SV jetzt als Fortschritt verkaufen? Sehe ich nicht so. Mein Argument zielte vielmehr darauf ab dass es weiterhin möglich sein wird, Fotos von Häusern zu machen. Ihr könnt sie halt nicht im Internet herunter laden, ihr müsstet halt raus gehen und eins schießen. Kann doch nicht so schwer fallen. Oder wollt ihr euren Kindern dann später erzählen „Papa würde dir ja gerne zeigen wo er später gewohnt hat, aber er war zu faul vor die Tür zu gehen“

    Der Mehrwert von Streetview ist halt kleiner als die Akzeptanz in der Gesellschaft. Im übrigen solltet ihr wenn überhaupt nicht die Menschen verteufeln die ihr Haus pixeln lassen, sondern Google, nämlich dafür das sie den Kompromiss eingegangen sind. Der Konzern hätte ja auch einfach auf sein Recht bestehen können. Wobei, dann wäre die Panoramafreiheit wahrscheinlich nach 150 Jahren mal neu durchdacht worden, evtl. würde es dann gar kein SV geben.

  6. Großer Gott. Hast Du keine Kamera? Wer hindert Dich all das zu fotografieren und kostenlos bei Flickr zusammen mit Deinen Texten einzustellen? Kannst es komplett öffentlich machen, oder nur Deinen Freunden zugänglich. Ganz wie Du lustig bist.

  7. in 10 jahren wird sich niemand mehr für streetview in der aktuellen darreichung interessieren, weil da jedes auto eine kamera aufm buckel hat. extrapoliert betrachtet würde eine eine vollständige digitale duplizierung des öffentlichen raums durch privatpersonen und unternehmen anstehen. die frage ist wie man dann dazu steht. für mich persönlich ist das ein akt der emanzipation der bürger von ihrem verwaltungsstaat. problem bleibt für mich das problem privatisierung und kommerzialisierung der öffentlichkeit durch megakonzerne wie google. ketzerisch gedacht könnte man sogar fordern dass der staat diese aufgabe übernimmt und die daten für alle (auch kommerziell) verwertbar zur verfügung stellt. lieber wär mir natürlich ein openstreetview.

  8. Wenn Google es wenigstens schöner gemacht hätte nicht nur so wasch und bäm. Evt mit einem fassaden Replacement ala Photoshop oder einfach einer schönen verpixelung die keine 300 Kanten hat.

    @google Scheiß Arbeit… genau wie Wave und Buzz.. leider 🙁

  9. @Dominic: Schau mal, die Kernaussage deines ersten Kommentars ist, das es StreetView bis neulich noch nicht gab. Das ist die Definition von Forstschritt: wenn etwas zuerst nicht da ist und dann schon. Ob es ein Fortschritt in die richtige Richtung ist, darüber kann man sicherlich streiten (was ja auch zu genüge getan wird) aber das es ein Fortschritt ist wird außer dir vermutlich niemand bezweifeln.

    Kein Fortschritt ist hingegen dein „geht lieber raus!“ Argument, weil das schon beim Buch, beim Fernseher, beim Computer und beim Internet nicht mehr neu war.

    Und noch mal für dich:

    1.) der Shitstorm, der gerade über mspro und Jens Best ausgebreitet wird, geht genau darum, dass sie Fotos von Häusern machen
    2.) das Internet ist _das_ Medium. In fünf Jahren ist dein „könnt ihr nicht aus dem Internet runterladen“ so viel wert wie „gibt es nicht“
    3.) auch wenn man vermutlich/hoffentlich weiterhin Fotos von Häusern machen könne wird, kann ein mehr nicht schaden, weil man viele wichtige Punkte einfach vergisst und eh nur viel zu selten die ganz alltäglichen Dinge erwischt. Und StreetView bildet genau diese alltäglichen Sachen massenhaft ab. „Schau mal, als damals zur WM alle Fähnchen an ihren Autos hatten.“ „Schau mal, dieses Werbeplakat, das damals überall rumstand.

  10. Hallo Dominic,

    evtl. verstehst du ja auch etwas falsch.
    Es geht nicht darum ob Max seinen Kindern
    etwas zeigen will. Es geht, meines Erachtens
    nach, darum die Informationen dauerhaft und
    vor allem für alle Menschen zu konservieren.

    Aber selbst wenn du es auf eine persönliche
    Ebene argumentieren willst. Ich zB fotografiere
    gern und viel. Aber es wird immer Orte geben
    die ich nicht bereisen werde oder bereisen
    kann. Oder ich möchte gucken, ob ein bestimmter
    Ort eine Reise wert ist. Und und und ….

    In einem Punkt geb ich Dir Recht. Google
    hatte einfach keine Eier.

    Achso, du siehst in SV keinen techn Fortschritt?
    Meine Oma damals im Internet auch nicht.

  11. @korbinian Wenn der Staat sowas finanzieren und es jedem zur Verfügung stellen würde, hielte ich das auch für eine gute Idee, sehe bei unser aktuellen Regierung aber schwarz. Ein OpenStreetView Projekt wäre natürlich fast noch großartiger. Ich überlege seitdem ich das erste mal davon gehört habe, wie man sowas umsetzen könnte.

  12. Mein, geht lieber raus Argument führe ich nur an weil die Häuser da zu finden sind. Kann ich nichts für, du willst doch Fotos.

    Es gab schon vor Streetview Dienste die so was angeboten haben, der Fortschritt wurde also bestimmt nicht durch den Google Dienst erbracht. Jetzt gibt es einfach nur mehr Menschen die derlei Dienste kennen.

    Zu 1: Nein, der Shitstorm entlädt sich weil Jens Best die wünsche der Menschen und eine Vereinbarung zwischen dem Hausbewohnern/Besitzern und Google bewusst im großen Maße ignoriert. Wenn du raus gehst und ein Foto Deines Elternhauses machst wird das keinen stören. Du wirst aber auch keinen Pranger im Internet einrichten und alle gepixelten Häuser eintragen, wenn doch, reden wir über eine andere Sache.

    Michael Seemann, hast Du seinen Blog gelesen? Seinen Ton gegenüber seinen Mitmenschen etc.? Seemann ist selbstverliebt, selbstherrlich und stellt seine Bedürfnisse über die aller anderen Menschen. Argumentiert aber damit das ihm Unverständnis entgegen weht. Da steht man schon mal im Sturm.

    zu 2:
    Genau das haben die Menschen vor 5 Jahren auch schon gesagt. Wir werden sehen.

    zu 3:
    Die Fotos von SV sind 2 Jahre alt und werden wohl auch so schnell nicht erneuert werden. Mein Auto steht sogar noch in Berlin, ich hab es gefunden. Dennoch habe ich lieber wirklich gut gemachte Bilder die auch etwas darstellen. Nur weil ich durch ganz Berlin fahren kann wurde noch lange kein Lebensgefühl eingefangen. Da sollte man sich lieber bei Fotografen der Epoche bedienen. Seit es digital Kameras gibt fotografieren die Menschen eh mehr. Es gibt Fotos ohne Ende aus dieser Epoche, ja, sogar Filme, Dokus, Strassenmaler und noch vieles vieles mehr, aber wir brauchen Streetview. Ist klar.

  13. Leute, habt Ihr mal überlegt wie unglaublich wertvoll es für Wissenschaftler aller art wäre, wenn es eine Art StreetView-Aufnahmen von vor 200 Jahren geben könnte? Wenn man nicht nur auf einzelne Bilder angewiesen wäre, sonder direkt sehen könnte, wie das Leben damals war?

    Genau so ein unglaublich tolles Dokument Zeitgeschichte sind die StreetView-Aufnahmen, die jetzt ordentlich durchlöchert sind.

    Bleibt nur zu hoffen, dass die in Zukunft alle Paar Jahre mit Ihren Autos vorbeikommen. Überlegt mal wie geil: Man könnte nicht nur durch die Straßen klicken, sondern auch noch durch die Vergangenheit.

  14. @Dominic: Lassen wir es. Zuerst Argumentierst du, dass StreetView kein Fortschritt sei, dann behauptest du, dass bei StreetView keine Alltagsbegebenheiten eingefangen werden.

    Mit mspro bin ich übrigens gut befreundet, kenne ihn als zwar streitbaren aber extrem liebenswerten Menschen.

  15. Ich habe eine menge Argumente, aber du suchst dir halt die raus die du für nicht richtig hältst, so ist das in einer Diskussion. Ich gehe wenigstens auf alle deine Punkte ein, aber egal. Wie gesagt, der Fortschritt war schon lange vor SV da, das habe ich dir aber erläutert und wenn du negieren möchtest das Menschen mit einer Kamera bessere und wertvollere Fotos machen als eine starre Kamera in einer Höhe von 3,50m, haben wir halt unterschiedliche Ansichten.

    Ich kenne Seemann nicht, aber ich kann lesen und das was er schreibt ist zum Teil anmaßend und beleidigend. Soll ich ihm jetzt alles durchgehen lassen nur weil du mit ihm befreundet bist?

  16. Gratulation zu diesem Blog-Eintrag. Hier sieht man, dass sich nicht nur die paranoiden StreetView-Skeptiker albern ins Hemd pinkeln können.

    Weil drei Rentner ihr Haus bei Street View zensieren lassen, ZERSTÖREN WIR D-A-S ZEUGNIS UNSERER ZEIT? Gott bewahre!

    Was hat man bloß vor der Erfindung Google StreetViews getan? Hat man damals etwa selbst die Orte fotografiert, die einem so wahnsinnig wichtig waren? Musste man dazu tatsächlich seinen dicken Hintern aus dem Schreibtischsessel quälen und auf die Straße schieben? Klingt wahnsinnig unbequem.

    Würden sich die unzähligen prätentiösen Blogs doch wenigstens mit wichtigen Dingen beschäftigen… Schreibt von mir aus mehr über WikiLeaks. Das Thema ist zwar wahnsinnig ausgelutscht aber wenigstens relevant.

    StreetView hingegen ist eine Spielerei: Ein Dienst mit dem Herbert und Margarete einmal neugierig schauen können, wie es auf den Straßen Roms aussieht oder bei dem Rudi sich freuen kann, dass das eigene Haus in diesem verwirrenden Ding namens Internet/Google (ein und dasselbe für Rudi) zu sehen ist.

    Wen interressiert’s?

  17. Also … wirklich aufregen kann ich mich über die Verpixelung jetzt nicht, nicht mal schade finden. Warum sollte ich auch Interesse an fremden Häusern haben?
    Ich verstehe das ganze Theater um SV nicht, weder die Befürworter noch die Gegner, auch wenn generell akzeptiert werden sollte, dass manche Menschen ihr Eigentum (und das sind auch Häuser nun einmal) einfach nicht von aller Öffentlichkeit begafft wissen wollen.
    Und besonders geschichtlichen Aussagewert hat der Kiosk um die Ecke jetzt auch nicht, zumindest nicht in den nächsten paar hundert Jahren, solange sich unsere Welt nicht grundlegend ändern würde …

  18. Ich habe als kleines Kind 2 Jahre in Japan gelebt und schaue mir heute gerne meinen damaligen Schulweg aus der 1. Klasse an. Aber ich verlasse mich doch nicht auf ein gewinnorientiertes amerikanisches Privatunternehmen (das eh schon bedenklich viele Bereiche unseres Lebens bestimmt), wenn es um die Bewahrung meiner Kindheitserinnerungen geht.

    Natürlich habe ich noch eigene Fotos aus der Zeit, und wenn es Google Street View für Japan eines Tages nicht mehr geben sollte, wäre das auch kein Weltuntergang. OpenStreetView? Gerne!

  19. Es gibt so viele Gründe gegen Street View, die ich einfach nicht verstehe.

    1. Warum genau ist es so schlimm, dass ausgerechnet Google diese Aufnahmen macht? Was genau soll besser sein, wenn der Staat so ein Projekt durchführt – der Staat, gegen dessen Vorratsdatenspeicherung alle auf die Straße gehen, der Staat, der so pleite ist, dass er nicht mal alle Straßen reparieren kann, über die die Street View Autos fahren? Und warum soll Google etwas verboten werden, das allen anderen (geht raus, fotografiert und veröffentlicht) werden soll?

    2. Warum sollten Jens Best & Co Rücksicht auf Leute nehmen, die ihre Hausfassade nicht fotografiert haben möchten? Es gibt Dinge, die sind einfach erlaubt – auch wenn einem das nicht gefällt. Soll ich Rücksicht auf die Musikindustrie nehmen und mein Recht auf Privatkopie nicht mehr ausüben? Soll der Staat auf mich Rücksicht nehmen und keine Steuern mehr einziehen – nur weil ich das so „wünsche“? Das Fotografieren von Straßen, Häusern und Menschen auf öffentlicher Straße (§ 23 Abs. 1 Nr. 2 Kunsturhebergesetz) ist erlaubt! Es ist Teil unserer Freiheit, es zu tun. Und das gilt auch für Google. Dass Google einzelne Häuser verpixelt ist reiner good will (und natürlich auch der Versuch, das Unternehmens-Image halbwegs zu retten, nachdem auf einmal die Stimmung im Land gekippt ist).

    3. Diese Verpixelung beraubt mich meiner Freiheit. Ich wünsche mir, dass mein Haus bei Google sichtbar ist. Ich freue mich darüber, ich möchte mir die Fotos später anschauen können und mich erinnern (und nein: eigene Fotos sind kein Ersatz – sie zeigen nur einen kleinen Ausschnitt, während ich bei Google eine Momentaufnahme meiner gesamten Nachbarschaft, der Umgebung und des Alltags habe). Nur weil ein Mieter in meinem Haus bei Google Widerspruch erhoben hat, muss dieses Haus vollständig und dauerhaft bei Street View entfernt werden. Der Widerspruch des einen, geht zu Lasten aller anderen. Ohne dass er auf irgendeiner juristischen Grundlage basiert, ohne dass alle anderen an der Entscheidung beteiligt wären.

    Ich sehe das auch so: Mit den verpixelten Bildern bei Street View geht ein Stück Zeitgeschichte verloren. Basierend auf einer irrationalen Angst, ohne juristische Zwänge. Ich finde das einfach nur schade.

  20. Ich weiß nicht mehr wie viele Kinder pro Minute auf der Welt unnötiger weise sterben. Aber wen interessieren so ein paar verpixelte Häuserfassaden!

  21. He, so sahen meine Fotos früher auch immer aus! 🙂 Aber mit einer einfachen Digitalkamera kannst du die Häuser heutzutage ganz einfach fotografieren. Fast alle haben automatische Belichtung und Autofokus. Ich knipse mit der Lumix und bin sehr zufrieden.

  22. > der Shitstorm, der gerade über mspro
    > und Jens Best ausgebreitet wird

    Haha, was fuer jaemmerliche Gestalten ihr doch seid. Wenn man nicht respektiert dass der Willen anderer nicht respektiert wird und das artikuliert dann ist das also ein shitstorm. Ueber andere herziehen und diese beschimpfen, aber sobald man ein wenig Gegenwind abbekommt gleich den Kragen hochschlagen, so sehen also die Leute aus die sich fuer die Zukunft halten. Und ihr sollt mal unsere Rente verdienen, na gute Nacht….

  23. An Adrian:

    1. Dieses Gegenargument gegen SV ist m. E. auch das Schwächste, aber dennoch: Der Unterschied ist, dass der Staat offiziell von uns, also dem Volk, kontrolliert wird. Darüber, was Firmen mit unseren Daten machen, haben wir weniger Einfluss.

    2. Mag sein, dass Google im Recht ist. Aber vielleicht auch nur, weil der Gesetzgeber nicht rechtzeitig auf die Idee gekommen ist, dass es sowas wie SV geben könnte und dass er sich damit beschäftigen sollte. Sonst hätte er es vielleicht vorher verboten. Denn SV ist was völlig Anderes, als wenn einzelne Individuen Fotos machen und mal auf dieser, mal auf jener Website hochladen. Der Unterschied ist: Durch SV lässt sich garantiert jede Adresse finden & anschauen (wenn es keine Verpixelung gäbe), ohne Aufwand. Und es gibt sicherlich mehrere Gründe, aus denen manche Menschen damit ein Problem haben. Ich z. B. bin gerade mal wieder in einer Phase der Jobsuche. Würde ich jetzt z. B. in einem Haus voller Tags/Graffiti im Eingang wohnen, würde ich es auch nicht so toll finden, wenn meine potenziellen Arbeitgeber das sehen könnten. Oder wenn sich jemand nicht um seinen Vorgarten kümmert. Ich kann diese Leute schon irgendwie verstehen. Und weil ihre Bedenken manchmal berechtigt sind, geht Google darauf ein.

    3. Das stimmt: Deine Freiheit wird dadurch eingeschränkt. Dem könnte die Abwägung zugrunde liegen, dass die Einschränkung derjenigen, die aber lieber ALLE Häuser sehen würden, weniger schwer wiegt, als die Einschränkung derjenigen, denen es peinlich ist, ihr Haus in SV veröffentlicht zu sehen. Oder die sogar Karriere-Hindernisse durch SV zu befürchten hätten. Diese würden stärker unter der Veröffentlichung leiden, als du (vermute ich jetzt mal) unter der Nicht-Veröffentlichung leidest.

    Ich find an SV auch manches toll, aber manche Einwände seh ich auch ein.

  24. Sich über StreetView aufregen und die Finanzstasi Schufa, mit IM in jeder Bank und jeder Firma, akzeptieren? Ihr seid so krank!

  25. @Patrick: ja, natürlich, es ist absolut verbreitete Praxis unter Arbeitgebern potentiellen Mitarbeiter danach auszusieben, ob sie Grafitti an der Hauswand haben. Genauso danach, wie am Tag ihrer Geburt das Wetter war und ob die Telefonnummer des Bewerbers eine Primzahl ist.

    Wenn einem peinlich ist, wie der eigene Vorgarten aussieht, dann soll man such eben darum kümmern. Eine Verpixelung des Hauses macht den Vorgarten nicht schöner.

  26. @max Die Häuser verändern sich ja nicht alle fünf Minuten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in 20, 30 Jahren Funktionen im Web geben wird, die nutzergenerierte Fotos in Street-View-artigen-Diensten zusammenfügen können. 20, 30 Jahre sind ein halbes Hausfassadenjahr, aber zirka 200 Internetjahre.

  27. @Patrick:

    1. Wie wir am Beispiel Street View sehen, haben wir auch darauf Einfluss, wie ein Unternehmen mit solchen Daten umgeht. Sogar so viel, dass es nicht mal ein Gesetz braucht, um Street View mächtig einzuschränken. Ich finde es einfach nur inkonsequent, einerseits auf den Staat zu schimpfen, der immer mehr Daten seiner Bürger an sich reißt und andererseits nach ihm zu rufen, um Deutschlands Straßen systematisch zu fotografieren.

    2. Der Gesetzgeber ist sehr wohl auf die Idee gekommen, dieses Problem zu regeln. Schon vor vielen, vielen Jahren hat er sich für die Panoramafreiheit entschieden. Den Unterschied sehe ich einfach nicht: Wenn wir auf der einen Seite sagen, dass es jedem frei steht, Häuser zu fotografieren, dann muss das auch für Google gelten. Es mag sein, dass dein Arbeitgeber dann sehen kann, dass du Graffitis vor der Haustüre hast. Das ist aber Teil der Panoramafreiheit – ob das Foto nun von Google oder irgendeinem Künstler stammt, macht dein Haus ja nicht schöner. Und genauso gut könnte dein potentieller Chef auch gleich bei dir vorbei fahren und es sich vor Ort anschauen – das ist ja die Idee der Panoramafreiheit: Dinge, die Teil des öffentlichen Raums sind, sind nicht schützenswert. Wer seinen Vorgarten nicht pflegt, braucht sich auch nicht wundern, wenn das mal jemand von der Straße aus bemerkt und fotografiert. Mal abgesehen davon, dass ich den Chef sehen will, der einen gut qualifizierten Bewerber nur deshalb nicht nimmt, weil er in einem hässlichen Haus wohnt.

    3. Ich meinte nicht meine Freiheit, als derjenige, der alle Häuser sehen will. Ich meine meine Freiheit, als derjenige, der sein(!) Haus bei Street View sehen will. Wenn in einem Haus mit 10 Bewohnern auch nur eine Person Widerspruch einlegt, bevormundet diese damit alle 9 anderen und beschneidet sie in ihrer Freiheit, Fotos ihres Wohnhauses der Welt zu zeigen – ohne dass dieser eine Widersprechende einen juristischen Anspruch darauf hätte. Und wenn wir auf den Zug mit den Karrierechancen aufspringen wollen (wie gesagt, ich bin da skeptisch, dass das Risiko wirklich realistisch ist): Steigen meine Karrierechancen wirklich, wenn meine Adresse ein großer, unscharfer Bereich ist, der das Bild der ganzen Nachbarschaft bei Street View verschandelt? Oder fragt sich der Chef dann nicht, warum ausgerechnet dieses Haus nicht zu sehen ist?

  28. Wenn in einem Haus mit 10 Bewohnern auch nur eine Person Widerspruch einlegt, bevormundet diese damit alle 9 anderen und beschneidet sie in ihrer Freiheit, Fotos ihres Wohnhauses der Welt zu zeigen

    Eben nicht. Die Freiheit hat im Grunde nur der Hauseigentümer. Das Haus, in dem die gemietete Wohnung liegt, der Welt zu zeigen, überschreitet den bestimmungsgemäßen Gebrauch der Mietsache. Der Hauseigentümer könnte das dulden, jedoch der Mieter nicht einklagen. Soviel zur Freiheit.

  29. Also ich fand es schon schade, virtuell durch Berlin zu gehen zu dem Haus, wo ich meinen ersten Kuss und viele andere erste Dinge hatte, und es dann verpixelt vorzufinden.
    Es ist nichts, worüber ich mich inbrünstig aufregen würde, aber es wäre doch schön, Erinnerungen wach zu rufen, für die ich nicht extra durch ganz Deutschland fahre.

    Der Artikel ist von seiner Wichtigkeit her nicht zu vergleichen mit Artikeln, die für Netzneutralität streiten, gegen Terrorangst oder für Transparenz in der Politik.
    Aber er ist schön gemacht und das freut mich.

  30. Ich kann verstehen, wenn jemand sein Haus nicht nicht im Internet haben möchte, allerdings verstehe ich diese Panik darum nicht so wirklich.
    Ich finde Streetview einfach technisch eine tolle Sache und es macht Spass, mal durch die Städte zu „schweben“ und sich die ein oder andere Gegend anzuschauen.

    Bin mal gespannt, wie das Ganze aussieht, wenn Deutschland komplett gestreetviewt ist und ob verpixelte Häuser dann eine Ausnahme oder eher die Regel sind.

    Mal schauen…

  31. Warum muss ich mich rechtfertigen, wenn ich nicht will, dass Google mit meinem Haus Geld macht? Warum muss sich nicht Google rechtfertigen?
    Muss ich mich auch rechtfertigen, wenn ich in meiner Seite ein noindex/nofollow-Attribut gesetzt habe, weil ihr diese dann nicht findet?
    Und dann noch diese Kinder, die meinen, sie müssten „jetzt erst Recht“ verpixelte Häuser fotografieren. Die sollen erst mal in und dann aus der Pubertät kommen, vlt lernen die dann auch irgendwann einmal, was Rücksichtnahme bedeutet…

  32. @Mario H. Google hat das Recht dein Haus zu fotografieren, genau so wie jeder andere auch. Wenn du also nicht willst, das Google oder sonst jemand dein Haus fotografiert, dann möchtest du, dass die Rechte anderer eingeschränkt werden. Und bevor man anderer Leute Rechte einschränken will, wäre es schon nicht total schlecht, wenn man begründen könnte warum. Und Google muss sich nicht rechtfertigen, weil sie nur ihr Recht ausüben. Man muss sich nicht rechtfertigen, wenn man seine Rechte ausübt.

  33. Die Energiekonzerne sind auch im Recht. Lebensmittelkonzern die ihre Waren schlecht Kennzeichnen sind im Recht. Es sind so viele Menschen so oft im Recht obwohl sie die moralischen Verlierer sind. Recht haben und Recht bekommen sind zwei verschiedene paar Schuhe.

  34. @Dominic Das mit der Moral ist ja immer so eine Sache, die glaubt ja jeder immer auf seiner Seite zu haben. Aber was genau spricht den deiner Meinung nach moralisch dagegen, Fotos von Häusern un Vorgärten zu machen? Es ist nicht verboten, niemand wird dadurch geschädigt, es werden keinerlei religiöse Gefühle verletzt und niemand wird dadurch in seiner Freiheit eingeschränkt. Welches moralische Argument glaubst du auf deiner Seite?

  35. Gibt es denn noch keine Seite, die alle Pixelhäuser aufnimmt und von Usern Fotos sammelt, die die Häuser unverpixelt zeigen?

  36. Der Kartenschnipsel auf dem noch „Vereinte Nationen“ zu erkennen ist, lässt vermuten das Du in dieser Gegend groß geworden bist. Die Unkenntlichmachung der Häuser ist auch ein interessanter Gradmesser für die Veränderung der Besitzverhältnisse in Ostberlin.

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