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Terrorgefahr in Europa Innenministerium entschärft Terrorwarnung

Mehrere TV-Sender berichten über angebliche Terrorpläne islamistischer Extremisten in Europa, auch Deutschland sei gefährdet. Das Innenministerium bestätigt nun die Informationen grundsätzlich - betont jedoch, unmittelbar bestehe keine Gefahr.
Polizeipatrouille am Frankfurter Flughafen: Terrorteams auf dem Weg nach Europa?

Polizeipatrouille am Frankfurter Flughafen: Terrorteams auf dem Weg nach Europa?

Foto: DDP

Thomas de Maizière

Berlin - Das Bundesinnenministerium hat auf Warnungen vor einer möglichen Anschlagserie reagiert. Zwar wurden Berichte mehrerer TV-Sender und Zeitungen bestätigt, wonach al-Qaida "längerfristig" Anschläge in den USA, in Europa und auch in Deutschland plane. Diese Informationen ergäben sich aus "nachrichtendienstlichem Aufkommen", erklärte der Sprecher von Innenminister (CDU), Stefan Paris, am Mittwoch in Berlin. Aus diesen Quellen ergäben sich zurzeit aber keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Anschläge in der Bundesrepublik. Deshalb führten diese Hinweise auch nicht zu einer Veränderung der Gefährdungsbewertung für Deutschland.

Die Sicherheitsbehörden würden die Informationen "mit der gebotenen Sensibilität und Intensität" analysieren und bewerten und sich darüber auch mit den internationalen Partnern austauschen, erklärte Paris.

Mumbai

Britische und amerikanische Medien hatten zuvor berichtet, westliche Geheimdienste hätten von Anschlagsplänen islamistischer Extremisten in Deutschland, Frankreich und Großbritannien erfahren. Nach Informationen des britischen Fernsehsenders Sky News ging es um zeitgleiche Attentate in London und großen Städten in Deutschland und Frankreich. Sie sollten demnach ähnlich wie die Kommandoaktion im indischen ablaufen, bei der im November 2008 mehrere islamistische Terroristen aus Pakistan insgesamt 166 Menschen getötet hatten.

Zwar gebe es keine genauen Hinweise auf Zeit und Ort, sagte ein hoher US-Beamter dem Fernsehsender ABC, die Gefährdung sei aber "glaubhaft". Möglicherweise seien auch die USA Ziel der geplanten Angriffe gewesen, berichtet der Sender auf seiner Website.

Spur führt nach Pakistan

Afghanistan

Geplant worden seien die Anschläge in Pakistan. Die Informationen stammten aus der Befragung eines terrorverdächtigen Deutschen, der im Spätsommer auf dem Weg nach Europa abgefangen worden sei und heute in der US-Basis Bagram in festgehalten werde, zitiert ABC Sender Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden. Der SPIEGEL hatte bereits Anfang September über die Pläne berichtet.

Als die Pläne bekannt geworden seien, hätten die USA ihre europäischen Verbündeten unterstützt, indem sie versucht hätten, die hinter den Plänen steckenden Anführer in der pakistanischen Region Waziristan zu töten, berichtet Sky News. So gab es in diesem Monat bereits 20 mutmaßliche US-Drohnenangriffe in Pakistan. Seit Beginn der Raketenangriffe im Jahr 2004 war die Intensität der Angriffe noch nie so hoch. Ein Bestätigung gibt es für diesen Zusammenhang gibt es nicht.

Der Bericht über die Anschlagspläne fällt in eine Zeit vermehrter Sicherheitswarnungen der westlichen Geheimdienste. Erst vor einer Woche hatte US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano erklärt, dass die USA und Europa einer immer größer werdenden Bedrohung von Anschlägen ausgesetzt seien. In Frankreich wiederum warnen die Sicherheitsbehörden seit Wochen vor einer konkreten Terrorgefahr. "Die Bedrohung ist real, unsere Überwachung ist verstärkt", hatte Innenminister Brice Hortefeux kürzlich erklärt.

Erst am Dienstagabend war zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen der Pariser Eiffelturm wegen einer Bombendrohung geräumt worden. Rund zwei Stunden später wurde der Bombenalarm aber aufgehoben und der Eiffelturm wieder für Besucher geöffnet.

als/APN/AFP/dpa