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Der Blog zur Berlin-Wahl: Endergebnis: Rot-Grün mit Wackelmehrheit

Die FDP ist pulverisiert, die Piraten jubeln. SPD wird stärkste Kraft, kommt aber nur auf eine knappe Mehrheit mit den Grünen. Der Blog zur Wahl in Berlin.

01:00: Das war es für heute - der Blog zur Wahl. Vielen Dank für die rege Beteiligung im Forum. Diskutieren Sie gerne weiter mit. Am Montag dann mehr zur FDP, den Grünen aber auch zu Wowereit, den Piraten und der Linken.

00:43: Vorläufiges Endergebnis laut Landeswahlleiter: SPD. 28,3 Prozent, CDU, 23,4 Prozent, Grüne: 17,6 Prozent, Linke: 11,7 Prozent, Piraten: 8,9 Prozent, FDP: 1,8 Prozent, Sonstige: 8,3 Prozent.

00:22: Nicht nur Klaus Wowereit, sondern auch CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel hat seinen Wahlkreis verloren. Dagegen konnte sich Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann deutlich durchsetzen. Die Ergebnisse aller Wahlkreise gibt es hier.

00:17:Die Piraten haben nicht nur den Einzug ins Abgeordnetenhaus geschafft, sie werden künftig auch in allen Bezirksparlamenten vertreten sein. Ihr bestes Ergebnis erreichte die Partei in Friedrichshain-Kreuzberg, wo sie 14,2 Prozent erreichte.

23:55: Vier Mitarbeiter der Linksfraktion haben sich zu den Piraten "verirrt". Eine von ihnen beglückwünscht die neuen Parlamentarier und sagt: "Herzlich willkommen, wir freuen uns, gemeinsam auf der Oppositionsbank zu sitzen." Und sie fügt hinzu: "Ich weiß gar nicht, ob sie sich vorstellen können, was da an Arbeit auf sie zukommt."

23:53: Jetzt hat sich auch Christopher Lauer von der Piratenpartei schonmal zum Thema Fraktionsvorsitz geäußert. Und der sagt dem Tagesspiegel: "Der, der zuerst sagt, ich will, wird es nicht." Und auch er weiß, dass die Piraten "diesen Dilettantenbonus nur einmal haben werden". Ihm schwebt vor den parlamentarischen Lernprozess der Piraten im Abgeordnetenhaus öffentlich zu dokumentieren. Also eine Art Sendung mit der Maus aus dem Parlament.

23:42: Laut der neuesten Hochrechnung kann Rot-Grün seinen knappen Vorsprung von einem Sitz halten. Inzwischen sind 98 Prozent aller Stimmen ausgezählt.

23:33: Piraten-Spitzenkandidat Andreas Baum hat schon Hunderte Glückwünsche bekommen, davon allein 250 über Twitter. Nervös sei er nicht gewesen, sagte er dem Tagesspiegel, als er ins Fernsehstudio musste. "Ich wollte nicht perfekt sein." Die anderen Spitzenkandidaten der etablierten Parteien hätten ihn gut aufgenommen und brav gratuliert. Zum Thema Fraktionsvorsitz sagt er: "Ich stehe dazu bereit, aber ob das Sinn macht, werden wir gemeinsam entscheiden. Ich erhebe als Spitzenkandidat keinen automatischen Anspruch darauf."

23:30: Die Piraten haben ihre Schockstarre überwunden. Es wurde zwar laut gejubelt kurz nach 18 Uhr, aber bis alle realisiert haben, was da passiert ist, hat es gedauert. Jetzt wird gefeiert - ohne Hits der 80er, dafür mit Elektro-Sounds.

23:05: Die Grünen haben im Berliner Wahlkreis 3 in Friedrichshain-Kreuzberg den Wettstreit der Migranten gewonnen. SPD, CDU, Linke und Grüne hatten dort türkischstämmige Kandidaten aufgestellt. Der Grünen-Bewerber Turgut Altug setzte sich mit 36,9 Prozent durch. Weitere Wahlkreise gibt es hier.

22:45: Gute Nachrichten für die FDP: Auf Rügen kommen sie noch über die Fünf-Prozent-Hürde (5,5 Prozent) und landen bei der wegen eines Todesfalls nötig gewordenen Landtags-Nachwahl knapp vor der NPD (5,4). Die Grünen haben dabei ihr landesweit bestes Wahlergebnis in Mecklenburg-Vorpommern erzielt und so ein siebtes Landtagsmandat errungen. Die Partei erreichte im Wahlkreis 33 (West-Rügen und Insel Hiddensee) 24,8 Prozent der Zweitstimmen. Sie lag damit vor der SPD (22,4) und der CDU (19,0). Die Linke kam mit 18,9 Prozent auf Platz vier.

22:25: Wir fragen zur Zeit unsere User auf unserer Startseite tagesspiegel.de in einer Umfrage in der rechten Navigationsleiste, welche Regierungskoalition sie präferieren: Rot-Grün oder Rot-Schwarz. Zwischenstand: 1491 abgegebene Stimmen, davon 941 für Rot-Grün (63 Prozent) und 550 für eine große Koalition (37 Prozent).

22:07: Nicht nur die Piraten schippern schnell im Netz. Auch die Anhänger von Martin Sonneborn und "Die Partei" haben den Auftritt der Satirepartei in der FDP-Zentrale schnell als Video ins Netz gepackt. Zu finden bei uns im Blog.

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21:59: Die Piraten können ihr Glück immer noch nicht fassen. Spitzenkandidat Andreas Baum hat schon Shake-Hands mit dem Chef der Berliner SPD, Peter Müller, gemacht.

21:39: Klaus Wowereit verliert das Rennen um das Direktmandat in seinem Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf 5 an den Christdemokraten Claudio Jupe. Wowereit kommt auf 36,8 Prozent der Erststimmen und Jupe auf 37,8 Prozent. Weitere Wahlkreisergebnisse bekommen Sie jetzt hier.

21:27: 76 Sitze nehmen SPD und Grüne nach derzeitigem Stand ein. Das ist genauer einer mehr als für die Mehrheit erforderlich. Bleibt es dabei, wäre Rot-Grün in Berlin ein echtes Vabanquespiel.

21:07: Die SPD geht zwar als Sieger aus dieser Wahl hervor. Und die Grünen betonen ihr Rekordergebnis in Berlin. Aber dass das am Ende für Rot-Grün langt, ist längst noch nicht so sicher, wie es lange Zeit ausgesehen hat. Denn derzeit liegen SPD und Grüne in allen Umfragen nur noch mit einem Sitz vor der erforderlichen Mehrheit.

20:59: Ein paar Stimmen zum Spiel: Michel Friedmann macht sich Sorgen um die Liberalen. "Die FDP ist auf der Intensivstation", sagt der Publizist dem Tagesspiegel. Die Piraten sind für ihn eine Protestaktion, "die endlich mal nicht aus dem rechten Lager kommt". Moderator Klaus Bresser sagt dem Tagesspiegel: "Das Ergebnis für die FDP ist katastrophal und ein Desaster für den Bund. Die FDP zerbröselt - und Angela Merkel ist allein zuhause." Friedbert Pflüger: "Freue mich, dass Rot-Rot abgelöst ist und ich freue mich über den Aufwärtstrend der CDU."

20:45: Bei der CDU ist großer Jubel angesagt. Rund 300 Christdemokraten feiern auf der Wahlparty in einem Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses. Der CDU-Nachwuchs trägt das Motto des Fests auf in dunklen T-Shirts: "Frank Henkel – gerade richtig“ steht dort geschrieben. Bevor der Star des Wahlabends bei der CDU aber überhaupt zum Mikrofon greifen kann, wird ihm erst einmal ein großer Blumenstrauß überreicht. Ihr Ergebnis ist für die Christdemokraten Anlass genug, viele Sektflaschen zu öffnen. Es gibt ein Berliner Buffet mit Buletten und Gurken. Alt und Jung in der Partei waren sich in ihrer Freude einig. Der langjährige Regierende Bürgermeister und CDU-Ehrenvorsitzende Eberhard Diepgen zeigt sich „sehr zufrieden“. Der Berlin Vorsitzende der Jungen Union, Conrad Clemens, freute sich, dass es wieder nach oben geht. Das Ergebnis der Piraten aber müsse allen etablierten Parteien zu denken geben. Man habe viele junge Wähler nicht erreicht.

20:34: Nach einer Auszählung von knapp 42 Prozent der Zweitstimmen kam die NPD auf 2,1 Prozent. Damit landen die Rechtsextremen vor den Liberalen.

20:13: Heinz Buschkowsky is not amused. Er hätte lieber mit Rot-Rot "geliebäugelt, als mit dem, was jetzt auf uns zukommt", hat er im ZDF gesagt. Die Grünen kommen jetzt möglicherweise auf ihn und seine SPD zu. Aber auch von den Piraten ist er nicht begeistert. "Die fordern freie Fahrt im ÖPNV und im Internet, dass man damit in Neukölln sogar zweistellige Wahlergebnisse einfahren kann, zeigt: Nur noch eine Minderheit steht für verlässliche Politik." Wenn er die SPD meint, gehört er selbst jetzt zu einer Minderheit. Artenschutz?

20:03: Die rechten Parteien hatten in Berlin keine Chance. Auch die schimpfen auf die Piraten.

19:55: In der Tagesspiegel-Redaktion wurde vor der Wahl auf das Ergebnis getippt. Und das sind die Durchschnittswerte, die sich aus den einzelnen Meinungen der Kollegen ergeben: SPD = 31,4 - CDU = 22,1 - Grüne = 20,1, - Linke = 11,5 - Piraten = 6,2 - FDP = 4,0. Tendenziell lagen wir da gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt.

19:46: Rot-Grün gilt als aussichtsreichste Koalition derzeit. Nur im Moment liegt diese Konstellation nur mit zwei Sitzen vorn.

19:43: Die Grünen hadern - mit sich, dem Ergebnis, ihrer Kandidatin.

19:30: Wowereit kann zwar wieder Regierender Bürgermeister werden, aber Kanzlerkandidatenkandidat eher nicht, weder aus eigenem Antrieb noch als Gebetener, sagt Lorenz Maroldt in seinem Kommentar zur Wahl. Die Aura des dreifachen Wahlsiegers, die keiner der anderen Spitzensozialdemokraten aufweisen kann, ist mit diesem Ergebnis auf Bundesebene kaum präsentabel.

19:14: Die grüne Wahlparty im Festsaal Kreuzberg kommt nicht recht in Gang. Irgendwie hatten sie sich mehr erhofft. Aber nur wenige sprechen es wirklich offen aus. So wie Franziska S., 26, Grüne aus Neukölln: "Ich bin enttäuscht, ich habe mir mehr erhofft." Künast hätte sich zu spät zu Rot-Grün bekannt, "und dann haben uns die Piraten noch den letzten Rest gegeben".

19:10: Auch mehr als 20 Jahre nach der deutschen Einheit sind die Unterschiede im Wahlverhalten bei den Berlinern in Ost und West immer noch auffällig. Das wird besonders an den Ergebnissen von CDU und Linken deutlich. So kommen die Linken im Westteil der Stadt nicht einmal auf fünf Prozent, während sie im Osten fast 23 Prozentpunkte erreichen und damit zweitstärkste Kraft sind. Die CDU liegt im Westen in etwa gleichauf mit der SPD (jeweils 29 Prozent), kommt im Osten aber nur auf rund 15 Prozent. Auch die Grünen sind im Osten Berlins deutlich schwächer als im Westteil (14 zu 20 Prozent). Die neu ins Abgeordnetenhaus eingezogenen Piraten kommen in beiden Stadthälften auf ähnliche Werte und liegen jeweils deutlich über der Fünf-Prozent-Marke. Geringe Unterschiede im Wahlverhalten gibt es auch bei der FDP, die in Ost und West gleichermaßen ein Debakel erlebte.

19:01: Die Piraten können es nicht glauben. Bei "Ritter Butzke" in Kreuzberg wird zwar viel gejubelt, aber es herrscht auch so etwas wie freudige Schock-Starre. "Unglaublich", "Unfassbar", "Ich kann es nicht glauben", hört man immer wieder. Sie sind überwältigt und ein bisschen geschockt vom eigenen Erfolg. "Wir sind jetzt die größte liberale Partei Berlins", sagt ein Pirat.

18:56: Der Jubel nimmt kein Ende. Minutenlang klatschen mehr als 200 Christdemokraten auf der Wahlparty der CDU in einem Sitzungssaal des Abgeordnetenhauses, als ihr Spitzenkandidat Frank Henkel am frühen Abend die kleine Bühne betritt. Hinter ihm reiht sich der CDU-Nachwuchs auf in dunkelblauen T-Shirts mit der Aufschrift: „Frank Henkel – gerade richtig“. Und bevor der Star des Wahlabends bei der CDU überhaupt zum Mikrofon greifen kann, wird ihm erst einmal ein großer Strauß mit roten Gerbera und weißen Rosen überreicht.
Dann wird es still im Saal, und Henkel sagt, warum er sich „über dieses Wahlergebnis freut.“ Das wichtigste Ziel habe man erreicht. „Rot-Rot hat keine Mehrheit mehr.“ Als die „großen Verlierer“ bezeichnet Henkel die Partei Die Linke und die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast. Aber auch der weiterhin Regierende Klaus Wowereit müsse erkennen, „dass für ihn die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“ Jetzt sei Wowereit am Zuge. „Wir werden uns im Interesse der Stadt und ihrer Bürger  vernünftigen Sondierungsgesprächen nicht verschließen“, betont Frank Henkel. 
Ihr Ergebnis ist für die Christdemokraten jedenfalls Anlass genug, viele Sektflaschen zu öffnen. Es gibt ein Berliner Buffet mit Buletten und Gurken, und auch der frühere Wirtschafts- und Finanzsenator Elmar Pieroth und Peter Luther, einst Gesundheitssenator, langen kräftig zu.

18:51: Im Fraktionsraum der SPD im Abgeordnetenhaus jubeln Abgeordnete und Parteifreunde um 18 Uhr nur zwei Sekunden lang: als im Fernsehen das Desaster der FDP verkündet wurde. Sonst ist die Stimmung leicht gedrückt. "Schade, dass wir bei der Wahl wieder nicht so gut abgeschnitten haben wie zuvor in den Umfragen", sagt der Umweltpolitiker Daniel Buchholz, dem manche Parteifreunde einen künftigen Job als Senator zutrauen. "Ganz bitter" fände es Buchholz, falls im weiteren Verlauf des Abends gar die Mehrheit für Rot-Grün dahinschwinden würde. Auf die Frage nach einer Großen Koalition sagt Buchholz nur: "Malen wir den Teufel nicht an die Wand." Hinter ihm verschwindet der Landesvize und Charlottenburg-Wilmersdorfer Stadtrat Marc Schulte mit betretener Miene. Ihm ist deutlich anzusehen, dass er sich mehr versprochen hatte. Hinzu kommt nicht nur bei manchen Sozialdemokraten das Gefühl, dass es die Piraten bei dieser Wahl allzu leicht hatten.

Einen Raum weiter stehen FDP-Abgeordnete beisammen wie bei einem Begräbnis. "Ich hoffe, dass die Bundespartei versteht, was der Wähler ihr mit diesem Ergebnis sagen wollte", sagt der umweltpolitische Sprecher Henner Schmidt. Über den Flur kommt sein Fachkollege von den Grünen, Michael Schäfer. Der resümiert: "Gewonnen haben die Parteien, die Veränderung wollen: Die Piraten, wir Grüne und ein bisschen die CDU." Auch das sei ein Signal an Klaus Wowereit.

Wie die Piraten ihr Ergebnis reagieren, und wie eine FDP-Party an so einem Abend aussieht, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

18:49: Die Piraten verdanken ihr starkes Abschneiden vor allem der Unzufriedenheit der Wähler mit den etablierten Parteien, teile die Forschungsgruppe am Sonntag mit. Nur zehn Prozent hätten die Piraten wegen ihrer Inhalte gewählt. Für fast 70 Prozent aller Wähler war die Lokalpolitik entscheidend, für 26 Prozent der Bund wichtiger. 50 Prozent der Berliner fänden nun einen rot-grünen Senat gut.

18:42: Klaus Wowereit dankt der Linken für die Zusammenarbeit. "Leider ist diese Koalition wohl rechnerisch nicht mehr möglich", sagte er auf der Wahlparty der SPD.

18:36: Jubel bei "Ritter Butzke" in Kreuzberg. Dort feiern die Piraten ihre Wahlparty. Der Einzige, der den Bildschirm nicht erkennen kann ist Christopher Lauer. Wieviel? Wieviel? Ruft der Direktkandidat der Piraten für den Wahlkreis Pankow 8 während um ihm herum alle jubeln. Dann sieht er die Säule. Die Fassungslosigkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Lauer ringt um Fassung. Dann liegt er sich mit seinen Mitstreitern in den Armen. Mit der Nähe zur FDP ist es bei den Piraten nicht weit her: Keine andere Partei wird so laut ausgebuht wie die FDP. Großer Jubel kommt auf als Baum im Fernsehen zu sehen ist. Baff und überrascht ist er und grüßt die Party.

18:33: Klaus Wowereit tanzt. Mit rhythmischen Klatschen tänzelt er über die Bühne auf der Wahlparty in der Kulturbrauerei.

18:25: Die Anhänger der Linkspartei erleben bei ihrer Wahlparty im "Kosmos" in der Karl-Marx-Allee ein Wechselbad der Gefühle. Kurz vor 18 Uhr spielt eine Jazzband den Song "What a wonderful world" - aber als wenige Minuten später die ersten Hochrechnungen auf den Bildschirmen zu sehen sind, ist es mit der wunderbaren Welt vorbei. Manche können es noch nicht glauben, dass ihre Partei nach den letzten Prognosen nur noch bei 11,5 Prozent der Stimmen liegen soll, fast zwei Prozentpunkte weniger als noch vor fünf Jahren. Als die Zahl der Linken verkündet wird, gibt es nur verhaltenen Jubel, eine Genossin sagt: "Ich hoffe, dass das noch besser wird." Kräftigen Applaus gibt es lediglich, als die Prognosen für die FDP bekanntgegeben werden, nach denen die Liberalen dem Abgeordnetenhaus künftig nicht mehr angehören. Doch diese Schadenfreude vermag die meisten Linken nicht wirklich zu trösten. "Das ist eine bittere Niederlage, die auf allen Ebenen anerkannt werden muss", sagt der Brandenburger Linken-Chef Thomas Nord dem Tagesspiegel.  "Wenn wir so weitermachen wie in den vergangenen eineinhalb bis zwei Jahren, dann ist absehbar, dass die Linke keinen Bestand haben wird."

18:21:Die ersten Hochrechnungen bestätigen die Prognose. Die SPD wird stärkste Kraft, landen aber mit 28,7 Prozent deutlich hinter ihren Erwartungen und auch hinter dem Ergebnis der vergangen Wahl. Größte Überraschung sind die Piraten, die auf 8,9 Prozent kommen. Die FDP verliert stark (-5,6 Prozentpunkte) und kommt nur noch auf zwei Prozent. Die Grünen kommen auf 18,4 Prozent. Die Christdemokraten auf 23,2 Prozent. Die Linken verlieren 1,8 Prozentpunkte und landen bei 11,5 Prozent. Rot-Rot ist damit abgewählt. Als realistische Koalitionen kommen mit diesem Ergebnis nur noch Rot-Grün oder Rot-Schwarz in Frage.

18:20 Im Bürgeramt an der Schlesischen Straße in Kreuzberg herrschte kurz vor Wahlschluss „totales Chaos“, berichtet eine Wählerin. Eine lange Schlange stand vor der Tür und wurde um 18 Uhr „nach Hause geschickt“. Wer es bis in das Wahlbüro geschafft hatte, durfte offenbar auch nach offiziellem Schluss der Wahl abstimmen. "Ich habe um 18.05 Uhr gewählt", berichtete die Frau.

Ähnliches berichtet eine Wählerin aus der Zille-Schule in der Boxhagener Straße in Friedrichshain. Auch dort fehlte es offenbar an genügend Wahlkabinen und Helfern.

18:19: Festsaal Kreuzberg, Wahlparty der Grünen. Jürgen Trittin, Kollege von Renate Künast und genau wie sie Fraktionsvorsitzender der Grünen im Deutschen Bundestag, ist sich seiner Gefühle und seiner Stimmungslage nicht sicher. "Warten wir mal ab, was Renate sagt", so Trittin.

18:17: Auf der FDP-Wahl"party" in der Parteizentrale schlagen sie die Hände vors Gesicht. Erstens weil der Prognose-Balken bei zwei Prozent verharrt. Und zweitens weil Martin Sonneborn Einzug gehalten hat. Der Flashmob der "Partei" sorgt für Stimmung und Konfettiregen im Thomas-Dehler-Haus.

18:15: Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, Sebastian Czaja, fordert nach dem verheerenden Wahlergebnis für die Liberalen den Rücktritt des Landesvorsitzenden Christoph Meyer. Czaja sagte dem Tagesspiegel: "Wir benötigen jetzt einen radikalen Schnitt als vollständige Erneuerung, die völlige Rückbesinnung auf den verloren gegangenen Wähler und eine unfassende Neupositionierung der FDP. Das einzig richtige Signal kann nur der Rücktritt von Christoph Meyer sein, der als Vorsitzender nicht funktioniert hat."

18:13: Die Piraten sind sicher drin im Abgeordnetenhaus und feiern einen kaum zu glaubenden Erfolg. Was haben sie richtig, was haben die anderen falsch gemacht? Hier eine erste Analyse von Markus Hesselmann, Ressortleiter Berlin und Redaktionsleiter Online beim Tagesspiegel.

18:05: Der Jubel bei den Grünen war beim eigenen Ergebnis ordentlich, viel lauter wurde allerdings das Ergebnis der FDP beklatscht. Nur als der Balken der Piraten hochging schwankte die Stimmung zwischen Erstaunen und Erschrecken.

18:01: Im Kesselhaus der Kulturbrauerei, wo die SPD ihre Wahlparty ausrichtet, bricht Triumphgeheule aus, als die ZDF-Prognose die FDP bei zwei Prozent sieht. Das eigene Ergebnis wird verhalten aufgenommen.

18:00: Die Piratenpartei ist die größte Überraschung der Abgeordnetenhauswahl. Sie ziehen zum ersten Mal in ein Landesparlament ein und kommen laut einer ersten Prognose der Forschungsgruppe Wahlen auf neun Prozent. Wahlverlierer ist die FDP. Die Liberalen verpassen den Einzug ins Parlament und kommen in Berlin nur noch auf zwei Prozent. Wahlsieger ist die SPD mit 28,5 Prozent. Die CDU kommt auf Platz zwei mit 23 Prozent. Die Grünen legen mit 18,5 zwar im Vergleich zu 2006 zu, können aber ihren Höhenflug der vergangenen Monate nicht fortsetzen. Die Linken kommen auf 11,5 Rot-Rot ist damit abgewählt. Klaus Wowereit kann aber seine Arbeit als Regierender Bürgermeister fortsetzen. In welcher Koalition, wird sich noch zeigen.

Wie war es in Berlin bis zur 18-Uhr-Prognose. Das erfahren Sie auf der nächsten Seite.

17:45 Die Gegend vor dem Abgeordnetenhaus hat sich in einen Campingplatz aus Fahrzeugen der Fernsehsender verwandelt. Das Interesse ist riesig. Auch im Abgeordnetenhaus füllen sich langsam die Säle. In einem Raum der Linksfraktion spielt eine Country-Band.

17:38: "Holt schon mal ein Getränk zum Jubeln", ruft ein "Einheizer" auf der Bühne der Grünen-Wahlparty. So schlecht ist die Stimmung offenbar doch nicht.

17:33: Bei den Piraten ist die Hölle los. Bei "Ritter Butzke", der Party-Location der Piratenpartei in Kreuzberg, sind jetzt schon mehrere 100 Leute. Und die Ordner warnen schon: In spätestens einer Stunde machen wir hier wegen Überfüllung dicht.

17:28: Die Wahlparty der Grünen füllt sich langsam. Die Stimmung hat sich wegen der letzten Umfragen etwas eingetrübt. Der 60-jährige Grünen-Wähler Klaus Sricke aus Treptow-Köpenick hofft weiter auf Rot-Grün, grübelt aber bereits darüber, was im Wahlkampf schlecht gelaufen ist. Künast habe sich schlecht verkauft und die Wähler mit der Forderung nach Tempo 30 in der Innenstadt vor den Kopf gestoßen, meint er. Sricke hätte sich gewünscht, dass sich die Spitzenkandidatin eher gegen Schwarz-Grün ausgesprochen hätte.

17:25: Die Wahlbeteiligung lag um 16 Uhr bei 46 Prozent, das sind 1,6 Prozentpunkte weniger als bei der Abstimmung von 2006. Wenn sich der Trend weiter verfestigt, wird der heute Abend ein historischer Tiefpunkt erreichen.

17:20: Unser britischer Wahlberliner und Fußballexperte Titus Chalk hat heute ebenfalls gewählt und findet das großartig: "Es ist ein enormes Privileg in einem fremden Land wählen zu dürfen und es fühlt sich fast so an, als wäre man noch einmal 18 Jahre alt. In einem Land wie Deutschland zu wählen, wo die Demokratie nicht ohne weiteres als Normalität angesehen werden sollte, macht mich umso demütiger."

17:10: Im Wahllokal in der Gudvanger Straße herrscht so großer Andrang, dass die Wahlhelfer zusätzliche Wahlkabinen aufstellen wollen. Das sorgt aber erst mal für Chaos. Hoffentlich geht es dann später etwas schneller. Trotz der angeblich niedrigen Wahlbeteiligung bilden sich in vielen Wahllokalen Schlangen.

17:00 An der Marie-Curie-Oberschule in Wilmersdorf gibt es Ärger. Ein junges Ehepaar, im Juli von Ingolstadt nach Berlin gezogen, verlässt gegen 16 Uhr entnervt das Wahllokal. Mehr als eine Viertelstunde lang haben sie zuvor versucht zu wählen - vergeblich. Die Begründung: Stichtag für die Ummeldung, um wählen zu dürfen, sei der 14. Juli. Sie hatten sich aber erst am 22. Juli in Berlin angemeldet. "Das kann doch gar nicht sein", empört sich die Frau, selbst Politikwissenschaftlerin, "die entziehen uns hier quasi unser Grundrecht, wählen zu gehen." Was sie am meisten stört: Keiner wusste so richtig Bescheid.

"Die Damen im Wahllokal nicht, aber auch als wir beim Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf angerufen haben, herrschte Ratlosigkeit. Wir wurden dreimal weitergestellt, und am Ende hieß es: Das geht, glaube ich, nicht", sagt der Mann. "Wir überlegen jetzt, ob wir uns beim Bezirksamt offiziell beschweren."

Bevor die beide wählen gingen, hatten sie sich versucht zu informieren, da ihnen kein Wahlschein zugegangen war. Das Internet war dabei keine Hilfe. "Das stand alles Mögliche, dass es erlaubt ist, stand da, aber auch, dass man drei Monate lang nicht wählen darf oder nur dann, wenn die neue Adresse auf den Personalausweis geklebt wurde." Die Mutter der Frau, so erzählt sie, hat als Wahlbeobachterin schon viele Länder bereist. Und sie sei sich sicher, dass ein Umzug einen nicht daran hindern darf, an Landtags- oder Bundestagswahlen teilzunehmen, wenn man Personalausweis und Meldebestätigung vorlegen kann. "Glauben die denn ernsthaft, dass die Deutschen, nur um wählen zu gehen, dauernd umziehen würden?"

Was haben Sie beim Gang zur Wahlurne erlebt? Hinterlassen Sie einen Kommentar, oder schreiben Sie uns über Facebook oder Twitter!

16:40: Auf dem Weg zum Wahllokal in die Schule am Senefelder Platz fordert Frank Henkel die Wähler vom Plakat aus ein letztes Mal auf, alle drei Stimmen der CDU zu geben. Klingt irgendwie gierig. Um diese Uhrzeit scheinen jedenfalls die meisten ihr Frühstück beendet zu haben: Schlange stehen ist angesagt. Und tatsächlich hat bald jeder zweite im Stimmbezirk 814 seine drei Kreuze schon gemacht. Ob alle auf Frank Henkel gehört haben, wissen die Wahlhelfer leider nicht.

16:29: Und wieder Verwirrung um Klaus Wowereit. Diesmal im Wahllokal beim Landesverband der Arbeiterwohlfahrt im Erdgeschoss in der Blücherstraße 62.Wo ist Wowereit nur auf den Stimmzetteln. "Ich versteh' das nicht", sagt eine Mutter aus Kreuzberg, die in der Tempelherrenstraße wohnt und mit ihrem Sohn durch den Regen läuft. Es liegt an den Listen. Hier ist die Erklärung.

16:18: Noch müssen wir uns gedulden, aber wer mehr wissen will als die globale Prognose für ganz Berlin, kann das bei uns ab etwa 20 Uhr. Auf unserer Wahl-Sonderseite haben wir interaktive Grafiken in Zusammenarbeit mit election.de zusammengestellt. Dort kann man die Ergebnisse aus den jeweiligen Wahlkreisen erfahren und später auch herausfinden, wie die Wahl im eigenen Kiez ausgegangen ist. Dafür einfach Straßenname in die Suchmaske eingeben. Die Funktionen stehen zur Verfügung, sobald die Stimmen ausgezählt sind. Wer jetzt schonmal schauen will, kann das hier tun.

16:14: Die Partei-Chef Martin Sonneborn hat daheim in Charlottenburg auch schon gewählt. "Es vereinfacht die Wahl wesentlich, wenn man selbst drauf steht", sagt der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic". Wahlkampf mache er heute nicht mehr, sagt Sonneborn, "man soll die Wähler ja nicht überfordern". Dafür gibt es frisch gepressten O-Saft und ein spätes Frühstück in einem Café in der Auguststraße in Mitte. Am frühen Abend dann will er mit Parteikollegen die Berichterstattung in der Manyo Bar in Treptow verfolgen. Er hofft, am Ende ein Prozent der Stimmen zu bekommen, bei der letzten Wahl seien es 0,4 Prozent gewesen. Der Zuspruch der Berliner sei jedenfalls bisher enorm. Und man habe den Briefwählern extra Hilfe angeboten und gezeigt, wo sie den ihr Kreuz machen müssten. Bis ins Abgeordnetenhaus
wird es nicht reichen. Aber wenn die Piraten reinkämen, wolle man sie einfach übernehmen, sagt Sonneborn.

16:06: Liebigstraße: Ein Mann schlurft ins Wahllokal 505 in Friedrichshain. Kräftig gebaut, ausgetretene Lederstiefel, schwarze Hose, schwarze Lederjacke, Punk-Frisur. In der rechten Hand trägt er seine Wahlbenachrichtigung, in der linken eine halbleere Flasche Sterni. Bevor er hinter die Wahlkabine tritt, genehmigt er sich noch einen Schluck. Ist das der Spitzenkandidat der APPD? Seine Wahlbenachrichtigung jedenfalls will er nicht mehr hergeben. Wie eine Trophäe hält er sie, als der das Wahllokale wieder verlässt.

15:50: Der Nord-Schöneberger ist wahlaktiv. In den Wahllokalen 112 und 113 in der Sophie-Scholl-Schule in der Pallasstraße stehen die Leute Schlange. Hans-Jürgen Stoppert, Hausmeister, sagt selbst: "So etwas habe ich hier noch nie erlebt." Selbst der regen habe die Leute nicht abgeschreckt. Mit Schirmen standen sie vor den Wahllokalen. "So voll war das noch nichtmal bei Bundestagswahlen."

15:45: Tagesspiegel Online-Leser warp33 berichtet von chaotischen Zuständen im Wahllokal 215 in der Feurigstraße. "Anstatt am Eingang wie üblich über Adresslisten zu klären ob die wartenden WählerInnen auch wirklich im richtigen Wahllokal sind wurden etliche zur Stimmabgabe abgefordert die eigentlich falsch waren", schreibt der User. Diese Stimmen sind ungültig. Für die Wähler heißt das: "Doppeltes Schlangestehen teilweise im Regen und erneute Stimmabgabe. Schlechte Organisation!"

Haben Sie etwas ähnliches erlebt? Diskutieren Sie mit! Hier auf der Seite, über Facebook oder Twitter.

15:17: Das ist dann wohl irgendwie typisch Kreuzberg. Nach der traditionellen Frühstückszeit am Sonntag - wenn das Sven Regeners Herr Lehmann wüsste - schwillt die Schlange vor dem Wahllokal im Gesundheitsamt in der Urbanstraße noch mal richtig an. Die Leute stehen bis raus auf die Straße. Es ist kurz nach 15 Uhr.

Warum Kinder in der Wahlkabine gefährlich sein können, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

15:10: Am Ausgang vom Wahllokal im Gesundheitsamt Kreuzberg in der Urbanstraße steht ein kleiner Tisch, daneben steht ein junger Mann mit Fragebögen in der Hand. Er bittet die Herauskommenden, noch einmal Kreuze zu machen, möglichst an der selben Stelle wie eben in der Kabine. Er stellt sich vor als Mitarbeiter der Forschungsgruppe Wahlen, die für das ZDF die 18-Uhr-Prognose erstellen. "Damit Sie nachher sehen können, wie Sie gewählt haben." Oder meint er eher, damit er sehen kann, wie wir gewählt haben? Keine Angst, das will er gar nicht. Die ausgefüllten Zettel, ergänzt durch Angabe von Geschlecht und Alter, kommen gefaltet in die Pappurne auf dem Tisch. Auch bei den Wahlforschern bleibt erstmal alles geheim. Die Prognose finden Sie jedenfalls pünktlich nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr bei uns auf Tagesspiegel.de sowie im Laufe des Abends alle Hochrechnungen und Ergebnisse sowie jede Menge Zahlen zum Wahlausgang in Wahlkreisen, Bezirken und Wahllokalen. Alles unter: www.tagesspiegel.de/wahlen. Natürlich steht auch jetzt schon viel Spannendes auf dieser Online-Sonderseite zur Berlin-Wahl.

15:02: Wer sich immer noch nicht entschließen konnte, darf vor dem Gang ins Wahllokal ruhig noch einmal unseren Wahl-O-Mat zu Rate ziehen. Die Entscheidungshilfe anhand von Berlin-Themen im Abgleich zu den Parteiprogrammen ist hier weiterhin online.

14:47: Alles gut und schön - und irgendwie ja dann doch auch noch spannend. Aber was ist nach der Wahl? Schluss mit Bürgernähe und Straßenpräsenz? Unsere Kollegin Anke Myrrhe hat für unsere neuen "Mehr Berlin"-Seiten aufgeschrieben, was sie sich von den Kandidaten wünscht: "Bleibt bei uns!"

14:39: In der Thomas-Mann-Grundschule in Prenzlauer Berg dürfen auch kleine Kinder mit in die Wahlkabine. Zumindest wenn sie in einem Tragegestell liegen. Und wenn die Kleinen auf den Wahlzettel kotzen? "Dann ist er ungültig", sagen die Wahlhelfer.
14:24: SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier wirbt auf seiner Facebookseite für Klaus Wowereit. Vor allem, dass dieser "seine Arbeit als Regierender Bürgermeister fortsetzen kann". Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. #Kanzlerkandidatur

14:18: Die Spannung steigt auch bei unseren Lesern. So wie bei "olwin". "Auf zur Wahlurne", schreibt er. Und weiter: "war gerade wählen , wetter ist jetzt besser geworden und die leute kommen langsam in schwung ! habe ca 5 min in der schlange gewartet in einer sehr angenehmen und freundlichen atmosphäre,dann noch bei der hochrechnung für infratest mitgemacht (freiwillig) damit die ersten prognosen um 18:00 auch in etwa stimmen ! seit 5 min zuhaus und jetzt erstmal ein frisches PILS getrunken und dann mit spannung warten bis um 18:00......freu" Na dann, Prost! Wer auch mitdiskutieren will, kann das am Ende des Blogs mit Hilfe der Kommentarfunktion tun.

13:52: Halbzeit in Berlin. Bis zum Mittag zeichnet sich eine schwache Beteiligung ab. Wie Landeswahlleiterin Petra Michaelis-Merzbach am Sonntag mitteilte, gaben bis zwölf Uhr 19,1 Prozent der rund 2,5 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Bei der Wahl vor fünf Jahren waren es um diese Zeit bereits 22,3 Prozent. Die höchste Beteiligung gab es im Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit 22 Prozent, die niedrigste in Friedrichshain-Kreuzberg mit 16,6 Prozent.

13:45: "Ahoi sehr geehrte Damen und Herren", schreiben die Berliner Piraten an die Presse - und laden für Montag schon mal "zur Pressekonferenz zwecks Einführung in die Arbeitsweise unserer Fraktion" ein. Offenbar verlassen sich die Piraten auf die Umfragen, die sie zuletzt sicher im Abgeordnetenhaus sahen. Folgerichtig begründen sie ihre Forschheit mit eben diesen: "Aktuelle Umfragen legen es nahe, dass die Berliner Piratenpartei am 18. September das Abgeordnetenhaus von Berlin entern wird", heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Warum Wowereit und Henkel nicht auf dem Wahlzettel stehen, lesen Sie auf der nächsten Seite.

13:31: Wo ist denn der Wowereit auf dem Wahlzettel? Gar nicht drauf. Und der Henkel? Auch nicht. Einige Berliner dachten schon: Schön vom Plakat lächeln, aber dann nicht auf dem Wahlzettel stehen. Angsthasen! Aber nicht doch. Renate Künast und Harald Wolf stehen als Spitzenkandidaten der Grünen bzw. Linken auf allen Wahlzetteln für die Zweitstimme. Klaus Wowereit, Frank Henkel und Christoph Meyer (FDP) aber nicht. Das liegt daran, dass diese drei Parteien nicht mit einheitlichen Landeslisten, sondern mit zwölf Bezirkslisten zur Abgeordnetenhauswahl antreten. Wowereit und Meyer stehen deshalb nur in Charlottenburg-Wilmersdorf und Henkel steht in Mitte auf dem Stimmzettel. Das ist auch einer der Gründe, warum die SPD auf ihren Plakaten mit dem Slogan warb: "Wer Wowereit will, muss SPD wählen".

13:27: Eltern mit Kindern, aufgepasst! Damit es Ihnen nicht ergeht wie einer Wählerin im Wahllokal in der Pallasstraße in Schöneberg, sollten Sie wissen, dass Kinder, auch noch so kleine, nicht hinter den Wahlkabinen herumlaufen dürfen. Wahlgeheimnis! "Warum denn, er kann doch noch gar nicht lesen?", erwiderte die verdutzte Mutter des knapp dreijährigen Jungen dem eifrigen Wahlhelfer. "Das macht nichts, er könnte ja zum Beispiel laut fragen: Warum machen Sie denn das Kreuz da oben?" Diese Regel und anderes Wissenswerte finden Sie hier noch einmal wählerfreundlich aufgelistet.

13:05: Nachdem wir bereits den Wahlbezirk mit der höchsten Wahlbeteiligung beim vergangenen Mal in Gatow besucht haben, jetzt ein Besuch in Lichtenberg. Im Wahlbezirk in der Allee der Kosmonauten gingen 2006 nur rund 21 Prozent der Wahlberechtigten wählen. Negativrekord in Berlin. Und auch in diesem Jahr sieht es wieder nicht gut aus. Im Oberstufenzentrum Hein-Moeller-Schule sind bis 13 Uhr nur etwa 120 von 1200 Wahlberechtigten wählen gegangen. "Das wird wohl auch diesmal nicht mehr", sagt einer der Wahlhelfer. Und in der Tat sind nur wenige Leute da. Kaffee und Kuchen gibt es hier auch nicht.

12:58: Linke Gruppen mobilisierten für den Sonntagabend zu einer Demonstration nach Köpenick unter dem Motto „NPD Wahlparty angreifen“. In der Köpenicker Seelenbinderstraße ist die Bundeszentrale der Rechtsextremen. Die Polizei bestätigte, dass für 19 Uhr eine Demo vom S-Bahnhof zur nahegelegenen Parteizentrale angemeldet worden ist. "Lasst uns den Nazis ihre Wahlparty vermiesen", heißt es in dem Internetaufruf. Der eigentliche Angriff auf die NPD haben Unbekannte bereits am Sonnabend verübt. Unbekannte haben die Internetseiten unter anderem des Berliner und des Brandenburger Landesverbandes gehackt sowie die Seiten zahlreicher Ortsverbände. Der Sprecher der Partei, Stefan Lux, beklagte die "intensiven Angriffen linksextremistischer Krimineller“, insgesamt seien 179 Internetseiten "gestohlen worden", es werde einige Zeit brauchen, bis der Schaden behoben sei.

12:45 Die Wahlhelfer in der Heinrich-Seidel-Schule an der Ramlerstraße im Wedding, Stimmbezirk „631 - Mensa rechts“, freuen sich über den ungewohnten Anblick eines Wählers. Ganze 70 Berliner haben bis zum Mittag in dem Wahlbezirk am Gesundbrunnen ihr Stimmrecht ausgeübt. „Wenn nicht am Nachmittag noch ganze Busladungen ankommen, schaffen wir hier die 50 Prozent-Marke nicht“, sagt ein Wahlhelfer resigniert. „Keine Ahnung, warum die Leute heute nicht wollen – vielleicht regnet es zu sehr?“

12:40 Vor einigen Minuten hat Andreas Baum, Spitzenkandidat der Piratenpartei, seine Stimme im Wahllokal 208 in der Poststraße abgegeben. Die Wähler durften hier sogar zweimal ihr Kreuzchen machen: Einmal in der Wahlkabine und dann noch einmal beim Herauskommen bei den Mitarbeitern der Forschungsgruppe Wahlen. Um 18 Uhr werden aus diesen Daten dann die ersten Prognosen erstellt. "Wenn ich Pirat wäre, würde ich nicht mitmachen", sagt die Mitarbeiterin der Forschungsgruppe. Und sie behält recht: Andreas Baum verschwand aus dem Wahllokal, ohne seine statistischen Spuren zu hinterlassen. "Ich habe gewählt, das muss reichen", sagte der junge Politiker.

Im Piraten-T-Shirt, mit blauer Kapuze, die Kopfhörer lässig um den Hals baumelnd kam Baum ins Wahllokal. "Das wird schnell gehen", kündigte er an. "Ich habe mich schon entschieden."

Die Wahlhelferin erkannte den Spitzenkandidaten zwar nicht, ein Blick in den Personalausweis genügte aber. Wenn schon nicht das Gesicht, der Name Andreas Baum zumindest ist mittlerweile bekannt. Das Politiker-Ritual, den Wahlzettel noch ein paar Sekunden lang für die Fotografen in der Luft schweben zu lassen, beherrscht Baum aber noch nicht (oder will es nicht?). Und so ist der Stimmzettel fast ebenso schnell im Schlitz verschwunden wie Baum aus dem Wahllokal.

12:36: Die Polizei bestätigt, dass auf die CDU-Geschäftsstelle in Friedrichshain-Kreuzberg ein Anschlag verübt worden ist. Schilder seien abgerissen worden und eine Fahne der Antifa sei aufgestellt und dann angezündet worden. Außerdem sei versucht worden, in das Gebäude einzudringen.

12:28: Klaus Wowereit kommt ins Jugendzentrum Spirale. Er sagt: "Eine Wahl ist immer spannend, auch für die SPD. Wie verhalten sich die Bürger, gehen sie zur Wahl? Am Ende kommt es auf ein bis zwei Prozent an." Er ruft die Berliner dazu auf, zur Wahl zu gehen. "Das ist wichtig, sonst bekommen die kleinen Parteien überproportional Bedeutung." Er fügt hinzu: "Wir haben versucht, immer das richtige zu tun, mal schauen, wie es ausgeht."
Eine 62jährige Erzieherin spricht ihn beim Verlassen des Wahllokals an. Die Drogendealer am Preußenpark und in der U-Bahn würden sie verunsichern. Wowereit nickt verständnisvoll. "Da müssen wir mit dem Ordnungsamt reden." Die Wählerin sagt später: "Ich glaube nicht, dass sie etwas machen. Die Parteien streben doch alle nur nach Macht." Sie will deshalb ungültig wählen. Bis kurz vor 12 waren hier 119 von 1175 Wahlberechtigten. Das sei sehr dünn, aber die Wahlhelfer sind hoffnungsvoll, dass es noch mehr werden. Die Wähler wirken etwas eingeschüchtert angesichts der 23 Medienvertreter. Thomas Voß, 35, der mit Frau und Kind hier ist, sagt mit Blick auf Wowereit: "Das ist auch mein Kandidat."
12:15: Jetzt bestätigt auch die Polizei den "Anschlag" auf die Geschäftsstelle der CDU-Friedrichshain-Kreuzberg. Genauere Hintergründe könnten aber erst später bekannt gegeben werden. Wir bleiben dran!

12:06: Harald Wolf lächelt in die Kameras. Kein Wunder. "Ich habe gut gefrühstückt, ausgeschlafen und guten Mutes", sagt der Linken-Spitzenkandidat und Wirtschaftssenator Harald Wolf bei seiner Stimmabgabe in der Blumen-Grundschule in Friedrichshain. Und Wolf erweist sich kurzeitig als Meteorologe. Im Wahlkampf habe der Linken der Wind ins Gesicht geblasen, "aber am Ende hatten wir Aufwind".

12:03: Nur vereinzelt kommen Wähler aus dem Wahllokal in der Reinhardswald-Grundschule in der Gneisenaustraße in Kreuzberg, versteckt unter Regenschirm und Regenjacke. "Warum sind Sie so nass?", fragt ein Wahlhelfer bei der Ausgabe der Stimmzettel und lacht. Berliner Humor. Viel los sei noch nicht, erklärt der Wahlleiter. "Kreuzberg schläft noch". Kein Wunder, es ist ja auch noch weit vor Mittag.

Ob der Tagesspiegel über die Flugtickets der NPD berichtet hätte, fragt eine weitere Wahlhelferin. Diese Nachricht hätte sie vermisst. Wir holen es an dieser Stelle gerne nach: Die Rechtsextreme NPD hat in den vergangenen Tagen Jung- und Erstwähler direkt angeschrieben, wobei den Briefen ein "Rückflugticket" für "rückreisewillige" Menschen mit Migrationshintergrund beigelegt wurde. Dieses nachgeahmte One-Way-Ticket sollten die Schüler an Migranten weitergeben.

Nun, der Berliner hat heute in den Wahllokalen die Möglichkeit der NPD zu zeigen, was er von derlei Aktionen hält - indem er ihr das Ticket für das Abgeordnetenhaus verweigert.

Können kurzfristige Ereignisse die Wahl noch entscheiden? Und warum braucht Frank Henkel Nachhilfe in Sachen Wahlrecht? Diese und andere Fragen werden auf der nächsten Seite beantwortet.

12:01: Wahllokal 513, Mary-Poppins-Grundschule in Gatow: Vor fünf Jahren gab es hier die höchste Wahlbeteiligung. Auch dieses Mal ist es richtig gut besucht. Gegen Mittag waren schon 142 Wähler da, viele Familien mit kleinen Kindern. Es gibt Kaffee und Kuchen, die Atmosphäre ist entspannt.

11:39: U-Bahn-Überfall und "Anschlag" auf die CDU-Geschäftsstelle in Friedrichshain-Kreuzberg - können kurzfristige Ereignisse Unentschlossene noch beeinflussen? "Nein", sagt Wahlforscher Peter Lösche. "Da müsste schon Angela Merkel zurücktreten oder Klaus Wowereit noch seinen Senat entlassen, das könnte dann kurzfristige Effekte haben." Lösche sagt: "Am Tag vor der Wahl wissen die meisten, was sie wählen. Nur sehr, sehr wenige entscheiden sich spontan in der Wahlkabine."

11:16 In Begleitung seiner Eltern kommt Frank Henkel zum Wahllokal in der Breiten Straße. "Guten Tag, Herr Henkel!" Mit einem breiten Lächeln begrüßt ihn die Wahlhelferin. Dann braucht der Kandidat erst einmal Nachhilfe im Wahlrecht. Er zückt seinen Personalausweis. Doch die freundliche Dame sagt: "Nein danke, den brauchen wir erst später." Der Rest klappt aber. Eine halbe Minute braucht Henkel in der Kabine. Dann wirft er im Blitzlichtgewitter seinen Stimmzettel in die Urne. Er verabschiedet sich per Handschlag von den Wahlhelferinnen. "Vielen Dank dass sie das hier machen", sagt er.

Die Kamerateams, die ihn umringen bittet er nach draußen. "Ich will ja den Betrieb hier nicht aufhalten." Er gibt den Journalisten gegenüber den Optimisten: "Die Umfragen sind gut", sagt Henkel. Der Wahltag sei im Übrigen entspannter als die ganzen letzten Monate. Nach dem Urnengang geht er erstmal brunchen, verrät er den neugierigen Reportern. Ab 16 Uhr tagen dann die CDU-Gremien. Eine Viertelstunde vorher war ein schwarzer VW-Bus vorgefahren. Doch ausgestiegen war nicht der bereits erwartete CDU-Spitzenkandidat Frank Henkel, sondern eine Reisegruppe der CDU-nahen Konrad Adenauer-Stiftung. Die ausländischen Gäste wollten die Wahlen in Berlin mal hautnah erleben. Renée Yajira-Kali, Vertreterin der israelischen Kadima-Partei wundert sich, dass bundespolitische Themen kaum eine Rolle im Berliner Wahlkampf gespielt haben. Samuel Awuku aus Ghana erzählt, wie er die Spitzenkandidaten erlebt hat: Von Wowereit hätte er immer nur gehört, er verstehe Berlin. Henkel aber habe auch über Inhalte gesprochen, sagt der Gast. Er betont außerdem, dass die Deutschen stolz auf ihre lebendige Demokratie sein könnten.

11:15: Renate Künast schreitet zur Wahl. Im Oberstufen-Zentrum "KfZ-Technik" in Charlottenburg gibt sie ihre Stimme ab. "Unter erschwerten Bedingungen", wie sie sagt, weil sie von rund einem Dutzend Kameras begleitet wird. Allerdings nicht bis in die Wahlkabine, wenngleich klar sein dürfte, wo die Grüne Spitzenkandidatin ihre Kreuze gemacht hat. Künast hofft auf ein "Grünes Rekordergebnis" und darauf, dass es "in dieser Stadt endlich wieder etwas Bewegung gibt". Jetzt zieht sich Künast erst nochmal zurück - eine Regenpause einlegen und dabei "Zeitung lesen und dann schön spazieren gehen".

11:13: Auf dem Weg zum Wahllokal 213 in Pankow-Niederschönhausen liegt eine Geldbörse auf der Straße. 40 Euro, Kreditkarten, Führerschein, diverse Ausweise. Auch ein Personalausweis mit Adresse. Nach dem Wahlgang klingelt man dort. Keine Reaktion. Die Haustür steht offen, im Eingangsbereich die Briefkästen. Wenn der Verlierer der Geldbörse den "Tagesspiegel am Sonntag" aus dem Kasten holt, freut er sich vielleicht - nicht nur über die Zeitung.

11:10: In Mitte schläft man gerne länger. Und vor allem frühstückt man gerne länger. Das wissen auch die Wahlhelfer im Wahllokal in der Grundschule am Arkonaplatz in der Ruppinerstraße. "Der Andrang hält sich noch in Grenzen, denn die jungen Leute frühstücken hier gerne lang", sagt sie.

11:05: In die Blumen-Grundschule in der Andreasstraße in Friedrichshain kommen vor allem Rentner, viele aus dem nahe gelegenen Seniorenheim. "Die Leute kommen seit 8 Uhr ohne Unterbrechung", sagt eine Frau, die für ein Meinungsforschungsinstitut Umfragen macht. "In diesem Bezirk wählen die Leute, egal ob es regnet oder schneit", weiß sie von früheren Wahlen. Ein junger Wähler hat sich in dem Wahllokal aber noch nicht blicken lassen. Vielleicht ist es noch zu früh dafür.

10:59: Eberhard Diepgen ist mit seiner Frau Monika gekommen. Im Wahllokal in der Trautenaustraße gibt er seine Stimme ab. Das dauert nicht lange, denn die Kreuze dürften klar verteilt sein. Aber er ist gespannt - vor allem auf die Piraten. "Ich kann mir vorstellen, dass es die Piraten ins Abgeordnetenhaus schaffen", sagt der Regierende Bürgermeister a.D. und geht frühstücken.

Was in der Geschäftsstelle der CDU-Friedrichshain-Kreuzberg passiert ist, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

10:55: Regen soll ja wie wir heute Morgen schon erfahren haben prinzipiell gut sein für die Wahlbeteiligung, weil da kaum jemand einen Ausflug ins Grüne macht. Aber ein ordentlicher Platzregen ist nun auch wieder nicht recht. So auch im Evangelischen Gymnasium "Graues Kloster" in Schmagendorf. Dort ist die Wahlbeteiligung laut den Wahlhelfern im Vergleich zu anderen Wahlen zu diesem morgendlichen Zeitpunkt schlecht. Es würde zu stark regnen. Unter den überdachten Fahrradständern warten die Menschen auch lieber erstmal, bevor sie sich ins Wahllokal wagen.

10:42: Die politische Auseinandersetzung hat bei der Geschäftsstelle der CDU Friedrichshain/Kreuzberg hat Spuren hinterlassen. In der Nacht wurde auf diese nach Angaben der CDU ein "Anschlag" verübt. Links-Autonome hätten laut dem CDU-Abgeordneten Kurt Wansner Schilder heruntergerissen. Außerdem sei am Eingang der Geschäftsstelle eine Anti-Fa-Fahne gehisst worden, die dann angezündet worden sei. Die Autonomen sollen dann versucht haben, in die Geschäftsstelle einzudringen. Das ist laut Wansner aber nicht gelungen. Die Polizei sei vor Ort gewesen und der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen. "Ich gehe davon aus, dass das ein Racheakt ist. Denn seit 14 Tagen ist die Stimmung hier sehr gereizt. Vergangenen Freitag mussten wir sogar unsere Info-Stände in der Reichenbergerstraße räumen, weil wir dort körperlich bedroht wurden. Das habe ich so auch noch nicht erlebt", sagt Kurt Wansner. Die Polizei konnte den Fall zunächst nicht bestätigen.

10:30: Das wohl jüngste Wahlhelfer-Team der Stadt sitzt im Wahllokal 916. Zwölftklässler der Kurt-Schwitters-Oberschule haben hier in der Pasteurstraße alles im Griff, begrüßen freundlich die hereintröpfelnden Wähler aus dem Bötzowviertel , prüfen Ausweise, vergleichen Listen, reichen Wahlzettel heraus. "Das machen wir schon seit Jahren so", erklärt die Lehrerin den praktischen Unterricht in Sachen Demokratie. Den Schülern macht's offensichtlich Spaß, auch wenn sie sich am frühen Vormittag vermutlich ein bisschen mehr Action gewünscht hätten: Erst knapp 50 von 1400 Wahlberechtigten hatten gegen 10 Uhr ihre Stimme abgegeben.

10:25: Für Tagesspiegel-Kolumnistin und Buchautorin Hatice Akyün ist der Wahltag immer etwas ganz Besonderes. "Ja, wählen gehen", sagt sie, "ist für mich seit ich den deutschen Pass habe ein Feiertag. Ich ziehe mich immer sehr schön an, ähnlich wie die Schwarzen in Harlem, die sonntags total aufgerüscht in die Kirche gehen. Jetzt regnet es allerdings gerade in Strömen." Seit 22 Jahren gibt die Deutsch-Türkin bei Wahlen in der Bundesrepublik ihre Stimme ab. Jetzt erstmals in Charlottenburg. Auf ihrer Facebook-Seite hat Hatice Akyün unter ihren Wahlaufruf heute ein Bild mit Regenschirm und Pass gestellt. Für den Tagesspiegel hatte sie vor der Wahl noch die Stimmung in der türkischen Community beschrieben: "Die Zeit ist reif fürs Mitbestimmen."

10:05: Tagesspiegel.de-User "peachyboy" berichtet in seinem Leserkommentar von einem "gutgelaunten Rentner" im Wahllokal an der Bülowstraße, der sich "halb scherzhaft darüber beschwert hat, dass da überall "Lokal" dransteht, aber es noch nichtmal eine Theke gibt und ein kühles Bier". Und, so "peachyboy" weiter, "vermutlich bringt er diesen Spruch bei jeder Wahl". Alle Leserkommentare, siehe unten! Kommentieren und diskutieren auch Sie mit und schreiben Sie Ihre Erlebnisse auf.

9:57: Roman Kaupert, der Mann vom gleichnamigen Straßenverzeichnis, einer Berliner Institution, legt sich auf seiner Facebook-Seite fest: "Ich bekenne mich, ich fahre wählen. Mit Tempo 50 und das ist auch gut so. Heute gilt's, Künast verhindern." Kein Wunder, dass aus derart deutlichen Worten gleich eine Debatte wird.

Wie Christoph Meyer sich geschlagen hat, und warum manche das Wahllokal mit einer Kontaktbörse verwechseln, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

9:45 Nochmal Grundschule Rüdesheimer-Platz in Wilmersdorf. Eine 83-jährige Rentnerin, die nicht mehr sonderlich gut zu Fuß ist, ist stocksauer. "Warum steht hier niemand am Eingang und erklärt den Leuten, wo sie hin müssen", schimpft sie. Schließlich gibt es auf dem Schulgelände gleich fünf Wahllokale. Und Wahlhelfer Bernhard Wobst weiß um das Problem. "Es ist schwierig, denn wir haben nur Tesa-Film und der hält schlecht, weil es draußen so nass ist", sagt er. Die 83-Jährige konnte aber dann noch ihr Wahllokal finden. Da hatte sie am Ende sogar mehr Glück als Christiane Köhler-Schute. Die wollte nämlich nur ihre Briefwahl-Unterlagen abgeben. Doch die werden nicht in den Wahllokalen angenommen, sondern im Bezirksamt. Deshalb, bevor man losgeht Richtung Wahllokal, beantworten wir hier auch noch die wichtigsten Fragen rund um die Wahl.

9:37: Angeblich soll das schlechte Wetter ja die Wahlbeteiligung erhöhen (siehe unten). Gut so. Dass es jetzt aber derart schüttet, zumindest bei uns hier in Kreuzberg, ist nicht wirklich schön. Die aktuelle Wetterlage und die Aussichten, Bezirk für Bezirk, finden Sie auf unserer schönen Online-Wetterseite.

9:30 Draußen peitscht der Regen gegen die Fenster, drinnen sitzen im Stimmbezirk 525 in Gatow um 9.30 Uhr mehr Wahlhelfer an den Tischen als es bislang Wähler an die Wahlurne geschafft haben. "Na, bei dem Scheißwetter", sagt im umfunktionierten Gemeindehaus der evangelischen Kirche fast entschuldigend der Wahlhelfer, der für jeden Wähler einen Strich auf seiner Liste macht. Selbst beim Volksbegehren für die Veröffentlichung der Berliner Wasserverträge im November 2010 seien um diese Zeit schon mehr Wähler da gewesen, erinnert er sich. Aber man bleibt entspannt, der Tag ist noch lang. "Wenn es zu regnen aufhört, kommen die Leute", glaubt er. 

9:20: In der Grundschule am Rüdesheimer Platz wird die Sache mit der 30-Meter-Grenze nicht ganz so ernst genommen. Direkt vorm Eingang lächelt SPD-Kandidat Reinhard Naumann seine potenziellen Wähler vom Plakat an. Einen wird das aber nicht beeinflussen: Christoph Meyer, Spitzenkandidat der FDP. "Liberale sind Optimisten", sagt er, zückt seine Stimmzettel, verschwindet ein paar Sekunden in der Wahlkabine und wirft seine Zettel dann siegessicher in die Wahlurne. Begleitet wird das ganze von einer Schar Fotografen. Und Meyer versucht alles, um Symbolik zu vermeiden. Aber vergebens: Kaum hatten die Fotografen abgedrückt, ging ein heftiger Platzregen runter. Dunkle Wolken, Regen und FDP. Ein kleines, höchstens drei Jahre altes Mädchen beeindruckt das wenig. Sie schlendert kurz vor dem Schauer an der Hand ihrer Mutter über den Schulhof und stellt sich ganz andere Fragen: Warum geht man eigentlich wählen? Die Antwort: Schweigen.

9:12: "Heute keine Wahlwerbung mehr hier nur allgemeine Infos (Fahrstuhl-Musik quasi)", schreibt die Piratenpartei auf ihrer Facebook-Seite, "good Luck & have fun! Bis heute Abend zu den Hochrechnungen." Mal sehen, was die anderen so auf ihren Social-Media- und sonstigen Internetseiten zustande bringen. Warum der Umfrage-Erfolg der Piratenpartei durchaus Freude macht, begründet Spreeblick-Gründer Johnny Haeusler in seiner Blogger-Kolumne für unseren Netzspiegel. Wir hatten die Perspektiven der von Etablierten gern geschmähten Partei zuvor schon auf unserer Meinungsseite beschrieben.

9:06: Auch in Wilmersdorf haben die Wahllokale schon geöffnet und im Stimmbezirk 621 in der Prinz-Regenten-Straße war der Andrang wie die Wahlhelfer sagen: normal. 25 Wahlberechtigte haben in der ersten Stunde ihre Stimme abgegeben - von 1269. Da es wie in vielen Wahllokalen zwei Stimmbezirke gibt, haben sich einige verirrt. Aber auch das sei laut Wahlhelfer "normal".

8:50: Im Eingangsbereich des Wahllokals in der Dunckerstraße sitzen zwei Damen, die im Auftrag des ZDF die ersten Wahlumfragen machen. Was die Wahlbeteiligung angeht, sind sie optimistisch. "Das wird schon werden", sagt eine. Trotz des Nieselregens.

Benjamin-Immanuel Hoff, noch-Staatssekretär für Gesundheit (Linke) hat eben hier seine Stimme abgeben. Ob er im Amt bleibt, wird sich heute um 18 Uhr entscheiden.

Die Wahlkabine hier hat schon andere Zeiten erlebt. Auf der Innenseite des Sichtschutzes aus Sperrholz hat jemand mit Kugelschreiber den Namen seine bevorzugten Kanzlerkandidaten verewigt: "Schröder!".

8:40 Uhr: Wer noch unsicher ist, was er wählen soll, kann ja unseren Wahl-O-Mat nochmal befragen. Kabarettist Florian Schroeder hat das auch gemacht. Einen Hund hat er zwar nicht, „ich trete immer nur in die Scheiße“. Daher seine Meinung: Härteres Vorgehen gegen Hundekot! Das hat er auch in den Wahl-O-Mat eingegeben. Was bei ihm und anderen Promis herausgekommen ist, erfahren Sie hier.

8:20 Uhr: In der Gudvanger Straße in Prenzlauer Berg ist schon so früh recht viel los. Vier Leute haben hier schon ihre Stimme abgegeben. Die Wahlhelfer sind froh, dass es regnet. Dann kommen mehr Leute zur Wahl, erklären sie.

Ein Mann um die Fünfzig, lässig gekleidet, hat ein ganz besonderes Interesse an der Wahl, beziehungsweise an der Direktkandidatin der SPD im Bezirk: Er will wissen, ob er den Flyer von Clara West behalten darf. Er sei seit acht Jahren geschieden, erzählt er. Sie sei Diplom-Ingenieurin, er Bäcker. Beide ungefähr im gleichen Alter. Das würde doch ganz gut passen.

Das Team von der Forschungsgruppe Wahlen hat auch einen kleinen Tisch in der Schule. Sie machen Nachwahlbefragung: Jeder Vierte kommt dran. Dann wird immer mal wieder die Box geleert, ausgewertet und an die Zentrale nach Mannheim geschickt - all das, damit es um 18 Uhr eine erste Prognose gibt: im ZDF und bei uns!

8:10 Uhr: Unsicheren Wählern erklären die Wahlhelfer alles ganz genau. Der orangefarbene Zettel ist für die Bezirksverordnetenversammlung, der weiße für die Erststimme, der blaue für die Zweitstimme zur Abgeordnetenhauswahl.

8:05 Uhr: Es kracht vor dem Wahllokal in der Sophie-Scholl-Oberschule in Schöneberg. Die Wahlhelfer reißen Wahlplakate runter. Dem irritierten Zuschauer wird erklärt: In "Blauwallänge", also etwa 30 Meter, darf rund um die Wahllokale an diesem Tag keine Wahlwerbung mehr hängen. Probleme machen die Linken: Ihr Plakat hängt zu hoch am Laternenpfahl. Die Wahlhelfer kommen nicht ran und müssen jetzt erst einmal nach einer Leiter suchen.

8:00 Uhr: Im Wahllokal in der Sophie-Scholl-Oberschule in der Schöneberger Pallasstraße, der Partnerschule des Tagesspiegel, geht es los. Um Punkt 8 Uhr darf der erste Wähler sein Kreuzchen machen. Als ehemaliger Hotelangestellter sei er es gewohnt, früh aufzustehen, erklärt der freundlich entspannte Rentner und winkt lässig ab. "Acht Uhr ist doch nicht früh." Früher musste er um fünf aufstehen. Dieses Jahr sei für ihn hier im Kiez aber alles ein bisschen anders. Früher war das Wahllokal in der Grundschule schräg gegenüber. Der Mann verlässt sich da auf die Wahlhelfer. "Die werden uns schon zeigen, wo wir hin müssen", sagt er. "Die wollen ja was von uns, nicht wir von denen."

8:00 Uhr: Es ist acht Uhr und der Wahltag beginnt - und es sieht trübe aus. Gemeint ist das Wetter. Laut Wettervorhersage soll es heute immer wieder regnen. Aber das wird hoffentlich nicht viele der rund 2,47 Millionen wahlberechtigten Berliner abschrecken. Sie sind am heutigen Sonntag aufgerufen, über die Zusammensetzung des 17. Abgeordnetenhauses abzustimmen. Und der Tag verspricht spannend zu werden: Sind genug Wahlzettel da? Muss ich warten? Und was macht eigentlich Eberhard Diepgen heute? Aber natürlich geht es auch um die entscheidende Frage: Wer gewinnt? Dazu aber später mehr.

Der stellvertretenden Linken-Bundesvorsitzenden Halina Wawzyniak jedenfalls schwant, dass für ihre Partei etwas nicht gut läuft in Berlin. Bei "Lafontaines Linke", dem Blog zur Linkspartei, findet sich zu den guten Umfragewerten der Piraten ihr Kommentar: "Wenn die Linke weiter das macht, was sie jetzt macht - nämlich das Feld ein paar Enthusiasten/innen überlassen -, dann verliert sie eine ganze Generation." 

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